Lokalkritik

Testessen im Aelium

Markus Marouschek
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Zum Glück ist der Bahnhof nah: Im Aelium in St. Pölten will man nicht nur essen, sondern auch Iberer im Glas treffen.

Von Wien aus über die Gastronomie in St. Pölten zu schreiben (früher durfte man an dieser Stelle schon lachen), ver­leitet immer dazu, nach einem originellen Politeinstieg zu suchen – einst Erwin, jetzt Hanni. Das Restaurant, um das es hier geht, bietet aber genug Stoff (zufällig auch im wahrsten Sinn des Wortes), also lassen wir das lieber und kommen gleich zur Sache. Aelium heißt die neue beste Adresse St. Pöltens, nach der römischen Siedlung Aelium Cetium an der Stelle der heutigen Altstadt.

Hinter dem elegant –und eben mit einigem Stoff – möblierten langgestreckten Lokal steckt ein Trio, das sich in der Hofmeisterei Hirtzberger in der Wachau kennengelernt hat und weiß, was es tut: Küchenchef ist Christoph Vogler (seine Gerichte gibt es einzeln oder als Menü, ab 59 Euro für vier Gänge), Elena Rameder ist für Wein zuständig, Christoph Essl für den Service.

Salz im Weinglas

Die im Zuge der Eröffnung zitierte Horaz-Sentenz „Nunc est bibendum“ – Asterix-Sentenz ginge unter Bildungsbürgerinnen auch noch durch – sollte man sich zu Herzen nehmen. Elena Rameder macht die schwierige Ausbildung zum Master of Wine, sie hat für das Aelium eine Karte zusammengestellt, angesichts der man froh sein muss, dass die Anreise mit dem Zug problemlos ­möglich ist – der Bahnhof ist nah. Allein die flaschenweise Champagnervielfalt ­verblüfft.

Entsprechend erhellend ist die Weinbegleitung: zu den gegrillten Austern mit Ponzusauce, weißen Grapefruitfilets und gerösteter Germ etwa ein salzig-rauchiger Weißwein aus der portugiesischen Region Barraida, in der Dirk Niepoort die Weinberge des Guts Gonçalves Faria bewirtschaftet. Risotto „von der Karotte“ ist tatsächlich eine Schnitzarbeit aus winzigen Karottenwürfeln, die karamellisierten Walnüsse darauf klatschen ebenso Applaus wie Powidl und Curryschaum. Die Rotbarbe auf Miesmuschelgulasch (Obacht, Rind, starke Konkurrenz!) mit gegrillten Pimientos de Padrón schreit geradezu nach einem kräftigen spanischen Weißen – ihr Ruf ist Elena Rameder Befehl.

Markus Marouschek

Lamm kombiniert Christoph Vogler mit eingemachtem Wirsing und einem Erdäpfellaibchen, dazu gibt’s einen kleinen (etwas zu kompakten) Königsberger Klops. Mit vegetarischen Anfragen werde man, so Serviceleiter Essl, bisher nicht oft konfrontiert. Wer jedenfalls entsprechend vorbestellt, den heißt ein fleischloses Extramenü (ebenfalls 59 Euro) im Goldrahmen auf dem Tisch willkommen.

Aelium, Fuhrmannsgasse 1, 3100 St. Pölten, Tel.: +43/(0)2742/305 15, Restaurant: Di–Fr: 12–15 und 18–23, Sa: 18-23 Uhr (derzeit Sperrstunde 22 Uhr).

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