China

Staatliche Hilfe für Krisenkonzern Evergrande

Evergrand drohte den chinesischen Finanzmarkt ins Wanken zu bringen.
Evergrand drohte den chinesischen Finanzmarkt ins Wanken zu bringen.REUTERS
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Die Provinzregierung von Guangdong will den strauchelnden Immobilienkonzern restrukturieren. Evergrande ist nur eines von vielen Problemen, die der chinesische Markt hat.

Beim strauchelnden Baukonzern China Evergrande zeichnet sich eine Lösung für die Schuldenprobleme ab. Der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler soll von der Provinzregierung von Guangdong gestützt und restrukturiert werden, wie es in einem chinesischen Medienbericht hieß. Zudem teilte Evergrande am Wochenende mit, dass ein Vertreter des staatlichen Vermögensverwalters China Cinda Asset Management in den Verwaltungsrat einziehen solle. Investoren sahen das als Zeichen, dass die Regierung um eine Stabilisierung von Evergrande bemüht ist. Die Aktien legten an der Börse in Hongkong am Montag um zeitweise rund zwölf Prozent zu.

300 Mrd. Dollar Schulden

Evergrande hat mehr als 300 Milliarden Dollar Schulden und konnte in den vergangenen Monaten Zinsen für Auslands-Anleihen nicht mehr bedienen. Bei ausländischen Investoren steht der Wohnungsbaukonzern mit rund 20 Milliarden Dollar in der Kreide. Volkswirte und Notenbanker auf der ganzen Welt hatten sich besorgt über die Krise bei Evergrande geäußert. Ausfälle von Anleihen und Krediten könnten Schockwellen an den globalen Finanzmärkten auslösen.
Laut einem Bericht des Informationsanbieters REDD will die Provinzregierung von Guangdong, wo Evergrande seinen Stammsitz hat, bis März einen umfassenden Restrukturierungsplan vorlegen. Die ausländischen Vermögenswerte sollen dem Bericht zufolge vom Konzern abgetrennt und an staatseigene Gesellschaften veräußert werden. Mit dem Geld sollen die Kredite und Anleihen von ausländischen Investoren zurückgezahlt werden. Bislang sind die Anleger davon ausgegangen, dass zuerst chinesische Investoren ihr Geld zurückerhalten.
Als weiteres Zeichen, dass ein Konzernumbau bevorsteht, deuteten Anleger die Berufung des Chefs der Evergrande-Tochter New Energy Vehicle Group in den Verwaltungsrat. Er soll zusammen mit dem Vertreter des Vermögensverwalters China Cinda den Umbau federführend begleiten. Evergrande hatte im Oktober erklärt, künftig das Elektroautogeschäft dem Immobiliengeschäft vorzuziehen.
Evergrande ist eines von vielen Problemen, das den Marktteilnehmern in und außerhalb Chinas derzeit Kopfzerbrechen bereitet. Ein anderes ist die zunehmend striktere Regulierung von Technologiekonzernen durch die chinesische Regierung. Beide Probleme sind bereits im Vorjahr hochgekocht. Heuer ist die Angst vor einer Zinswende in den USA dazugekommen. Auch die asiatischen Länder könnten ihre Geldpolitik straffen.
„Wir denken, dass der Markt im Jahr 2022 mit einem möglichen Tapering der US-Notenbank und möglicherweise auch mit höheren Zinssätzen konfrontiert sein wird“, sagt Martin Lau, Managing Partner und Portfoliomanager des FSSA China Growth Fund und des FSSA Greater China Growth Fund bei FSSA Investment Managers, einer unabhängigen Tochtergesellschaft von First Sentier Investors, in einer Aussendung des Unternehmens. Dieser Gangart könnten viele asiatische Länder folgen. „Wir sind der Ansicht, dass die Zinssätze in Asien steigen werden und das Liquiditätsumfeld weniger günstig ausfallen könnte.“ In den vergangenen fünf Jahren sei die Liquidität eine der treibenden Kräfte für die Märkte gewesen.

Stimmung bald besser?

Die Anlegerstimmung in Bezug auf China könnte nach Meinung des Fondsmanager aber heuer wieder ins Positive drehen. „Momentan sind die meisten Menschen in Bezug auf China besorgt“, meint Lau. Das gelte insbesondere für der Technologiebereich. Hier habe der Markt einen ziemlich scharfen Stimmungsumschwung erlebt, was die Wahrnehmung bestimmter Marktrisken angehe. Lau gewinnt dem jedoch etwas Positives ab: „Ich würde sagen, dieser Wandel war ziemlich gesund.“
Auch gebe es Sorgen bezüglich des chinesischen Immobilien-, Internet- und Medizinsektors sowie weiterer Bereiche. Doch der Experte sieht hier Licht am Ende des Tunnels: „Löst sich die damit verbundene Unsicherheit auf, besteht 2022 die Chance, dass sich in diesen Segmenten Chancen bieten.“

(Reuters/b.l.)

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