Pizzicato

Das römische Konklave

In der Ewigen Stadt hat das weltliche Konklave begonnen.

Im Unterschied zur Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle sperren sich die 1009 Deputierten für die Präsidentenkür im Palazzo Montecitorio nicht ein, bis weißer Rauch aufsteigt. Doch das Prozedere mit Geheimabsprachen und Allianzen weist Parallelen auf. Auguren ergehen sich in Weissagungen, und manche Prophezeiungen verpufften wie das Silvester-Feuerwerk über den Sieben Hügeln Roms.

Namen von Kandidatinnen und Kandidaten, meist ehrenwerte Frauen und Männer im reiferen Alter, werden hinter den Kulissen hin- und hergeschoben. Ein ehernes Gesetz hat sich indes bereits bestätigt: Wer gleichsam als Papst ins Konklave einzieht, geht als Kardinal wieder heraus. Dies gilt im Fall des Möchtegern-Präsidenten Silvio Berlusconi, „Ich bin der von Bunga-Bunga“, so hat er sich im Buhlen um die Abgeordnetenstimmen telefonisch vorgestellt.

Wer bei den Konsultationen die besten Nerven, das rechte Timing und die richtige Persönlichkeit in petto hat, gewinnt. Das Politschach, oft ein Geschachere, ist reich an Finten und Volten. Die Kunst der fein gesponnenen Intrige nahm schließlich auf dem Kapitol ihren Ausgang. Caesar, Cicero und Cato lassen grüßen! Im Gegensatz zur Wahl im Vatikan haben indessen Frauen für das Amt auf dem Quirinal– wenigstens theoretisch – eine Chance. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2022)

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