EU-Agrarpolitik

Neue Agrarsubventionen tragen grüne Handschrift

Größere und konventionelle Bauern müssen künftig mehr Klimaauflagen erfüllen.
Größere und konventionelle Bauern müssen künftig mehr Klimaauflagen erfüllen.imago images/MiS
  • Drucken

Österreichische Bauern müssen für Förderungen künftig mehr aufs Klima achten. Großbetriebe und konventionelle Landwirtschaften könnten zu den großen Verlierern der europäischen Agrarreform werden.

Das Fördersystem für Landwirtschaftsbetriebe wird ab 2023 durch die EU-Agrarpolitik neu geregelt. Bauern, die ihre Betriebe biologisch und klimaschonend bewirtschaften, sollen künftig deutlich mehr bekommen als konventionelle Landwirtschaften. Für diese, die heute knapp drei Viertel aller Landwirtschaftsbetriebe in Österreich ausmachen, wird es ab nächstem Jahr deutlich weniger an Fördergeldern geben.

Bislang verteilten sich die Subventionen vor allem nach der Größe der bewirtschafteten Fläche. Je größer die Landwirtschaft, desto höher die öffentlichen Gelder – so einfach die Rechnung, die vor allem NGOs in der Vergangenheit immer wieder scharf kritisierten. Ab dem kommenden Jahr sollen die Flächenzahlungen von 288 auf 208 Euro pro Hektar Fläche um gut ein Viertel reduziert werden.

„Die Umsetzung der Agrarpolitik wird nicht für jeden Betrieb besser werden“, sagte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger am Montag. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bauernbund-Präsident Georg Strasser und Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger richtete sich die Ministerin an die Bauern, um ihnen aufzuzeigen, wie sie vom neuen Fördersystem bestmöglichst profitieren können.

Investitionen werden grüner

Die Direktzahlungen durch die EU würden zwar insgesamt deutlich gesenkt, noch immer würden aber 84 Prozent des gesamten Agrar-Budgets direkt an die Landwirte verteilt – immerhin rund 1,6 Milliarden Euro jährlich. Durch gezielte Investitionen in die Förderung des Tierwohls und der Biodiversität können sich die Landwirte zusätzliche Fördergelder abholen.

Die Umstellung, etwa von einer konventionellen zu einer Bio-Schweinezucht, dauere im Schnitt aber drei bis vier Jahre, gibt Bauernbund-Präsident Strasser zu bedenken. Betriebe, die heuer beginnen, ihre Produktion umzustellen, können frühestens 2025 mit zusätzlichen Geldern rechnen.

Die neue Agrarpolitik bringt außerdem eine Deckelung der Förderbeträge. Das jährliche Limit soll ab der nächsten Förderperiode bei 100.000 Euro pro Betrieb liegen. Dass die Lohnkosten bei der Subventionshöhe künftig nicht mehr mitgerechnet werden, sei dem grünen Koalitionspartner geschuldet, sagte Köstinger. Von der Obergrenze sind landesweit 43 Großbauern betroffen.

Doppelte Standards, fehlende Wertigkeit

Die österreichische Landwirtschaft sei ohnehin extrem kleinstrukturiert, hält Landwirtschaftskammer-Präsident Moosbrugger fest. Er warnt vor doppelten Standards. Während die Preise für europäische Produkte weiter steigen dürften, gelten die neu gesetzten Kriterien etwa nicht für Billigimporte aus Übersee. Generell sei das Gespür für die Wertigkeit von Lebensmitteln verloren gegangen, so Moosbrugger. „Wenn ein Drittel der Lebensmittel im Müll landet, verstehe ich das Gejammere über teure Lebensmittel überhaupt nicht. Ein Bauer muss aktuell mehr als ein Kilo Schweinefleisch verkaufen, um sich in Wien einen Parkschein für eine Stunde leisten zu können“, sagte Moosbrugger.

Gemessen an den Agrarflächen erfüllt Österreich mit einem Bio-Anteil von 26 Prozent schon heute die EU-Vorgaben für 2030. Da der Bio-Anteil auch EU-weit von derzeit acht Prozent deutlich steigen soll, fürchten Österreichs Bauernvertreter, dass die Nachfrage womöglich nicht mit dem höheren Bio-Angebot mitwächst und deshalb der Druck auf die Preise weiter steigt. Sollten die Handelsketten weiterhin auf billige Einkaufspreise bestehen, könnte es zu Zuständen wie zuletzt in Spanien kommen. Dort protestierten am Sonntag Tausende Landwirte auf Traktoren gegen die Agrarpolitik der linken Zentralregierung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.