Konzertkritik

Musikverein: Allzu knappe Verbeugung vor einem Klassiker

Der Goldene Saal des Musikvereins.
Der Goldene Saal des Musikvereins.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Giovanni Antonini vermochte weder im Gespräch noch als Dirigent am Pult des Basler Kammerorchesters von der Sinnhaftigkeit eines über Jahrzehnte gespannten Haydn-Konzertzyklus zu überzeugen.

Was könnte im abgehobenen Musikvereins-Jargon eine „Haydn-Lounge“ wohl bedeuten? Nichts Außergewöhnliches, Feines oder Wertvolles jedenfalls, sondern ein Einführungsgespräch mit einer unbedarften Moderatorin und einem Dirigenten, der gerade zufällig vorbeischaut, einiges beim Plaudern loswird und kaum etwas zu den später zu spielenden Werken sagt – abgehalten vor ein paar Dutzend Haydn-Verehrern im weiten Brahms-Saal.

Dann im Goldenen Saal auch viele leere Plätze, obwohl es immerhin um drei Meisterwerke des reifen Haydn geht. Der seit einiger Zeit laufende und auf Jahrzehnte angelegte Zyklus „Haydn 2032“ schleppt sich mit der Aufführung sämtlicher erhaltenen Symphonien bis zum 300. Geburtstag des Komponisten mühevoll dahin. Der mitunter überschätzte Italo-Maestro Giovanni Antonini tritt dafür mit seinem Parade-Ensemble Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel (ebenfalls auf „alten“ Instrumenten) an. Letzteres scherte sich am Montag nicht um Klangqualitäten, Ausstrahlung und sympathische Schwingungen für einen Höhepunkt der Wiener Klassik, wie man sie altmodisch vielleicht hierorts dafür erwartet oder gar voraussetzt. Vielmehr wurde gesäbelt, geholzt, gedroschen und geschmiert, was das Zeug hielt. Damit kommt man vielleicht bei der Barockmusik zu bescheidenen Resultaten, für Späteres führt es lediglich zu Irritationen und Missverständnissen.

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