Nachhaltigkeit

Wie Investoren das Klima retten wollen

APA/AFP/ADEK BERRY
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Großinvestoren, aber auch immer mehr Risikokapitalgeber fokussieren sich auf die Erreichung der Klimaziele.

69 große Kapitalanleger wie Versicherungen und Pensionsfonds wollen beim Umweltschutz mehr Druck machen und künftig auch Staaten an ihrem Engagement für den Klimaschutz messen. Die Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) will die CO2-Emissionen der von ihren Mitgliedern finanzierten Unternehmen und Projekte bis 2030 um 49 bis 65 Prozent senken.

Das kündigte die Initiative am Dienstag an. Das Bündnis, zu dem unter anderem die Allianz, die Münchener Rück, Zurich und Swiss Re gehören, verwaltet zusammen 10,4 Billionen Dollar (rund 9,2 Bio. Euro). Bis 2050 sollen ihre Anlageportfolios vollständig klimaneutral sein. Das Zwischenziel für 2025 hat die AOA verschärft: Dann sollen die Emissionen um 22 bis 32 (bisher 16 bis 25) Prozent niedriger sein als 2020. „Das ist schließlich jetzt die entscheidende Dekade für die globale Erwärmung“, sagte der Vorsitzende der AOA, Allianz-Vorstand Günther Thallinger. Die Ziele sollen künftig nicht nur für Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien gelten, sondern auch für die Finanzierung von Infrastruktur, bei der Versicherer und Fonds eine immer größere Rolle spielen.

Auch Staatsanleihen will die Klima-Allianz bald unter dem Aspekt des Klimaschutzes bewerten. „Wir müssen uns erst einmal klar werden, wie man Emissionen auf staatlicher Ebene misst“, sagte Thallinger. „Ist ein produktionsbasierter Ansatz sinnvoll oder ein konsumbasierter?“ Man werde Staaten keine Klimaziele vorschreiben, betonte der Allianz-Vorstand. „Aber wir machen klar, welche Entwicklung wir erwarten, um Finanzierungspartner zu bleiben.“ Versicherer gehören zu den wichtigsten Käufern von Staatsanleihen. Auf Unternehmensebene wiederum sollen etwa Kohlekraftwerke, Zement- oder Aluminiumhersteller zum Umstieg auf eine umweltfreundlichere Produktion gebracht werden. Notfalls wollen sich die Investoren von den Anteilen trennen.

Seit ihrer Gründung 2019 ist die Net-Zero Asset Owner Alliance deutlich gewachsen. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Mitglieder nach ihren Angaben mehr als verdoppelt, ebenso das von ihnen verwaltete Vermögen.

Fokus auf Klimatechnologien

Aber auch Risikokapitalgeber und Private-Equity-Firmen fokussieren sich immer stärker auf Klimaschutz. Laut dem „State of Climate Tech Report“ von PwC erreichten Investitionen in Klimatechnologien im zweiten Halbjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 ein Volumen von 87,5 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von 210 Prozent gegenüber den Investitionen in den zwölf Monaten zuvor. Von jedem Dollar an Risikokapitalinvestitionen fließen demnach 14 Cent in Klimatechnologien.Laut dem PwC-Bericht reichen diese Investitionen allerdings nicht aus und fließen zudem großteils in ineffiziente Klimalösungen: Die Top fünf der wirksamsten Technologien, die mehr als 80 Prozent des Emissionseinsparungspotenzials bis 2050 ausmachen, erhielten von 2013 bis zum ersten Halbjahr 2021 nur 25 Prozent der Klimatechnologie-Investitionen. Dazu zählen Solarenergie, Windenergie, Technologien für Lebensmittelabfälle, Produktion von grünem Wasserstoff und alternative Lebensmittel/THG-arme Proteine.

Dem starken Anstieg war außerdem eine Stagnation in den Jahren 2018 bis 2020 vorausgegangen, bedingt durch makroökonomische Trends und die Coronapandemie. „Die Welt hat zehn Jahre Zeit, um die globalen Treibhausgasemissionen zu halbieren und bis 2050 Nettonullemissionen zu erreichen. Die gute Nachricht ist, dass Investitionen in Klimatechnologien in allen Bereichen deutlich gestiegen sind“, resümiert Thomas Steinbauer, Partner und Net Zero Leader bei PwC Österreich. „Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass Investitionen noch besser gelenkt werden könnten, um Anreize für jene Technologien zu schaffen, die das größte Einsparungspotenzial bei CO2 haben.“

Den Löwenanteil der Finanzmittel erhält laut PWC der Mobilitätssektor. Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge etwa machen nur drei Prozent des gesamten Einsparpotenzials bis 2050 aus, erhielten aber 60 Prozent der Finanzmittel zwischen 2013 und dem ersten Halbjahr 2021. (APA/Reuters/cka)

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