Konzerthaus

Bruckners fulminantes symphonisches Ungeheuer

(c) Volker Weibold
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Erstmals im Konzerthaus: Anton Bruckners Dritte in der Urfassung. Jubel für Markus Poschner und das RSO Wien.

„Ein ganz ungeheuerliches Werk, dessen Wagnisse und Seltsamkeiten sich nicht mit wenigen Worten charakterisiren lassen“: Was die Wiener Abendpost 1877 nach dem Erlebnis der Uraufführung von Anton Bruckners Dritter (in damals bereits umgearbeiteter und gekürzter Gestalt) festgestellt hat, gilt bis heute, zumal für die selten gespielte Erstfassung von 1873. Diese eigentliche „Wagner-Symphonie“, so genannt, weil sie mit einigen Wagnerzitaten versehen ist und Richard Wagner die Widmung angenommen hat, ist die vielleicht größte Unbekannte unter Bruckners in Summe 19 Werken der Gattung: neun nummerierte in teilweise stark differierenden Fassungen, dazu zwei ohne Ordnungszahl. Die Urgestalt der Dritten ist im Jahr 2022, unfassbar und dennoch kein Wunder, eine Novität in den Annalen des Konzerthauses.

Allein diesen Bann gebrochen zu haben muss als Verdienst des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien und Markus Poschner gelten, dem Chef des Bruckner Orchesters Linz: Mit diesen beiden Klangkörpern arbeitet er an einer Gesamtaufnahme aller Symphonien in sämtlichen Gestalten bis zum Brucknerjahr 2024. Er tut’s mit Verve, Gründlichkeit und Überzeugungskraft – wobei er die üblichen Weihrauchnebel wegbläst, hinter denen die Konturen vielleicht manchmal feierlich, noch öfter aber träge verschwimmen.

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