Kunstlicht

Am arabischen Kunstmarkt ist jetzt Jesus Christ Superstar

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US-AUCTION-SOTHEBYS(c) APA/AFP/ED JONES (ED JONES)
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Heute, Donnerstag, um 16 Uhr kann man wieder zusehen, wie vermutlich arabische Milliardäre ihr Anlagerisiko streuen. Mit Botticellis „Schmerzensmann“.

Die Inszenierung wie üblich perfekt: Aus dem Schwarz eines abgedunkelten Raums herausgestrahlt, erscheint wieder einmal ein Meisterwerk vor unseren Augen. Botticelli, 40 Millionen Dollar, von weiß behandschuhten Händen der Angestellten des Auktionshauses Sotheby's zärtlich gehalten. Heute, Donnerstag, 16 Uhr unserer Zeit, wird der „Schmerzensmann“ in New York versteigert. Wird es das zweitteuerste Altmeistergemälde der Welt? Überholt es zumindest den „Knaben mit Medaillon“, 92 Mio. Dollar, ebenfalls von Botticelli? Der „Salvator Mundi“ mit seinen 450 Millionen Dollar oder Euro, egal, grüßt da natürlich nur aus weiter finanzieller (wie saudischer) Ferne.

So eine Gemme aus dem Abendland scheint dem arabischen Fürsten die neue Jacht. Am besten Gemme auf Jacht, galt eine solche lang als vermuteter Aufenthaltsort des umstrittenen Leonardo-Bildes, das Kronprinz Mohammed Bin Salman sich gegönnt haben soll. In dem Fall könnte man ja noch vermuten, dass hier nicht nur Gier, sondern auch eine psychologische Komponente – männliche Allmachtsfantasie – hineinspielte. Die Apotheose zum Weltenherrscher als krönendes Schäumchen einer altmeisterlichen Risikostreuung. Eine Maria Magdalena hätte damit nicht dienen können. Jesus Christ aber geht in der neureichen arabischen Welt anscheinend als Superstar durch. Botticellis „Schmerzensmann“ legte auf seiner Werbetournee im Vorfeld der Auktion wohl nicht zufällig auch in Dubai einen Zwischenhalt ein.

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