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Eine spezielle Liaison

Hierzulande pflegt man zwischen Politik und Journalismus mitunter ein vertrauliches Du, nicht allein beim Heurigen.

Anderswo führt die Nähe zwischen Subjekt der Berichterstattung und Berichterstatter – genauer: Berichterstatterin – zur Überschreitung professioneller Abstands- und Anstandsregeln. In Deutschland schickt sich FDP-Chef Christian Lindner an, schon seine zweite Ehe mit einer Journalistin einzugehen. In Frankreich sind die Grenzen ohnehin fließend. Eine spezielle Liaison: Jedem Präsidenten, salopp gesagt, seine Hofberichterstatterin. François Hollande hat es vorexerziert, bis er eine neue Mätresse fand – eine Schauspielerin.

Ganz anders dagegen im angelsächsischen Raum, wo Medien Politiker eher als natürliche Gegner betrachten. Das bekommt just der Ex-Journalist in der Downing Street zu spüren. Gegen Boris Johnson wendet sich nun gar der „Daily Telegraph“, sein Leibblatt.

In der Heimat des Puritanismus, den USA, sind offiziell Four-Letter-Words verpönt. George W. Bush bedachte einen „New York Times“-Mann auf gut Texanisch indes mit dem Kraftausdruck „major league asshole“, Joe Biden jüngst einen Fox-News-Mann mit „stupid son of a bitch“. Ein Mikro fing die unverblümte Meinung ein, es offenbarte die Gefühlswelt gereizter Präsidenten auf Stammtischniveau – ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2022)

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