Klima im Wandel

160 Kilometer langer Eisberg geschmolzen

Der Eisberg im Jahr 2017, kurz nachdem er abgebrochen ist.
Der Eisberg im Jahr 2017, kurz nachdem er abgebrochen ist.(c) imago images/ZUMA Wire
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Einer der größten Eisberge der Geschichte ist nun gänzlich verschwunden. Er ist vielleicht weg, aber mit Sicherheit nicht vergessen, wie die Wissenschaft zeigt.

A68a - ein etwas trockener Name für einen mittlerweile geschmolzenen Eisberg. Aber eine Bezeichnung, die durchaus zu Ruhm verholfen hat. 2017 brach der Eisfelsen von der antarktischen Halbinsel. Damals war er über 160 Kilometer lang, fast 50 Kilometer breit und umfasste eine Dicke von über 240 Meter, war also einer der größten Eisberge überhaupt. 

Nach einer gemächlichen Reise durch das Weddellmeer, südlich des antarktischen Kontinents, nahm die Geschichte rund um den Eisberg wieder Fahrt auf. Und zwar als dieser ins Südpolarmeer gelangte. Im Jahr 2020 kam er im Südatlantik vor der Küste Südgeorgiens an. Damals hielten Biologinnen und Umweltwissenschaftler gebannt den Atem an, denn wäre der Eisberg dort auf Grund gelaufen, hätte er das Leben von Millionen Pinguinen und Seehunden in Gefahr gebracht.

150 Milliarden Tonnen Süßwasser

Es kam aber anders - der Eisberg änderte Kurs und streifte den Meeresgrund nur leicht. Inzwischen schon um einiges dezimiert, brach der Eisberg etwa 160 Kilometer vor der Küste Südgeorgiens in kleinere Teile, die sich schließlich im Nichts verloren.

Aktuelle Untersuchungen haben nun festgestellt, dass der Eisberg auch im Nachhinein noch Unerfreuliches bringen könnte. Bei seinem Übertritt vom Südpolarmeer in den Südatlantik setzte der kontinuierlich schmelzende Eisberg riesige Wassermassen frei. Diese werden auf 150 Milliarden Tonnen geschätzt und seien so groß, dass sie die natürliche Nahrungskette im Meer beeinflussen könnten. Der Meeresspiegel sei davon unbeeinträchtigt, wie eine neue Studie, veröffentlicht im Journal „Remote Sensing of Environmet“, zeigt.

Auswirkungen weiterhin unklar

Satellitenbilder zeigen, wie sich Form und Aufenthaltsort des Eisbergs im Laufe seiner Reise entwickelt haben, zum Zeitpunkt des Auseinanderbrechens sei er bereits deutlich dünner gewesen. Beim freigesetzten Wasser handelt es sich um Süßwasser, nicht Salzwasser, und ist reich an Eisen und anderen Nährstoffen. Was das für Auswirkungen haben könnte, wird derzeit untersucht. Wasserproben oder mit Ortungsgeräten versehene Pinguine könnten darüber Auskunft geben. Die Nahrungssuche von Pinguinen und Seehunden habe sich bisher weniger verändert als angenommen, sagte der Ozeanograf Geraint Tarling gegenüber der New York Times.

Das viele Süßwasser an der Meeresoberfläche könnte aber das Vorkommen von pflanzlichem Plankton erheblich mindern - das unterste Ende der Nahrungskette im Meer. Neben dem Eisberg A68a könnten zudem andere vorbeiziehende und liegengebliebene Eisberge aus den letzten Jahren ihre Spuren hinterlassen haben. Durch die Klimaerwärmung bewegen sich schwimmende Eisberge aus der Antarktik schneller Richtung Norden. „Die Anzahl der Eisberge könnte diese Gegend des Meeresgrundes weitgehend aushöhlen“, so Tarling.

>>> zur Studie

(red)

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