Staatsoper

Jonas Kaufmanns erster Peter Grimes

Staatsoper/Michael Pöhn
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Benjamin Brittens „Peter Grimes“, fast durchwegs neu besetzt und mit Jonas Kaufmanns Rollendebüt als gebrochener Titelheld: Jubelstürme für ihn, Bryn Terfel, Lise Davidsen und Simone Young am Pult.

Der Mond ist eine Uhr: fünf vor Zwölf. Eine spitz zulaufende Klippe verwandelt sich durch blinkende Bodenmarkierungen zum Highway der Einsamkeit. Die Dorfbewohner sind gespalten in Honoratioren, die 10-Downing-Street-würdige Parties feiern, und eine anonyme Masse im Blaumann. Meer gibt es keines, der Staatsopernchor, großartig in der direkten Schallkraft der Menschenhatz auf Peter Grimes, deutet es manchmal mit Ruderbewegungen oder wogenden Körpern an – und am Schluss geht nicht Peters Fischkutter unter, sondern versinkt die ganze bigotte Gesellschaft.

Fernab der alternativen, stark erotisch durchwirkten Handlung, die sich Christof Loy für seine preisgekrönte Inszenierung im Theater an der Wien hat einfallen lassen, erzählte Christine Mielitz 1996 an der Staatsoper in Benjamin Brittens „Peter Grimes“ auf Gottfried Pilz’ Bühne eine Geschichte aus der Arbeiterklasse, deren soziale und ökonomische Zwänge die Figuren psychisch längst deformiert haben. Peter ist eigenbrötlerisch, ehrgeizig, unbeherrscht. Er kann seine raue Schale nicht abstreifen, die grundgütige Lehrerin Ellen nicht die richtigen Worte finden: Ihr „Peter, we’ve failed“ ist für ihn ein Verrat, auf den er mit Gewalt reagiert. Der Lehrling, ein kleiner Bub, steht wie eine Scheidungswaise zwischen den beiden – und stirbt bei einem Unfall, den letztlich der sich einmischende Mob verursacht.

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