Energie

Der große Stromausfall droht (noch) nicht

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Damit die Versorgung gesichert und Strom leistbar bleibt, brauche es Investitionen in die europäischen Netze, sagen Experten.

Droht ein großflächiger, andauernder Stromausfall? Sicher nicht, man brauche nicht einmal darüber reden, sagte Tahir Kapetanovic vom Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid am Donnerstag im Rahmen einer Tagung, bei der es um die Versorgungssicherheit in Österreich ging. Es gebe derzeit keinerlei Anzeichen, dass ein solcher Blackout in näherer Zukunft eintreten könnte.

Aber was für die nahe Zukunft gilt, muss freilich nicht immer so bleiben. Um die Versorgungssicherheit künftig zu garantieren, brauche es einen Ausbau der Netzinfrastruktur.

Die Erweiterung des Anteils an erneuerbaren Energien muss etwa schon allein deshalb von einem Netzausbau begleitet werden, weil neue Standorte für Wind- und Solarkraftwerke oft erst erschlossen werden müssen.

Dazu kommt: Wind und Sonne erzeugen auch nicht gleichmäßig Energie. Bei Flaute gibt's keine Windenergie, nachts keine Fotovoltaik – und während einer sogenannten Dunkelflaute gibt es weder noch. Es sei für die Versorgungssicherheit wichtig, dass genügend Kraftwerke sowie Speicher vorhanden sind, sagte Expertin Christine Materazzi-Wagner von der Regulierungsbehörde E-Control.

Strom-Import wird bleiben

Laut Prognose der Behörde könnte in Österreich 2030 die Energieproduktion den Verbrauch zwar leicht übersteigen, dies jedoch nur übers Jahr gesehen. Vor allem im Winter wird man auch künftig nicht nur thermische Kraftwerke brauchen, sondern auch Strom importieren müssen. Und in den Abendstunden, wenn E-Autos geladen werden, kann es grundsätzlich zur Unterdeckung des Bedarfs kommen. Unterm Strich werde man aber eher das Problem von zu viel Energie lösen müssen, so E-Control-Experte Johannes Mayer.

In jedem Fall würde Österreich vom Ausbau der europäischen Netze profitieren. Die seien derzeit unzureichend, waren sich die Experten auf der Tagung einig. Je besser die europäischen Netze integriert werden, desto effizienter lassen sich erneuerbare Energien nutzen. Integration spart Ressourcen, weil dann beispielsweise überschüssige Windenergie aus dem hohen Norden Europas auch im Süden Europas verbraucht werden könnte, wenn erneuerbare Quellen dort gerade zu wenig Energie erzeugen. Die Versorgungssicherheit steigt, zudem wirkt Integration preisdämpfend.

Die EU machte diese Woche mehr als eine Milliarde Euro für einige grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte frei. So wird beispielsweise der Anschluss Zyperns an das europäische Stromverbundsystem unterstützt. Ein anderes Projekt soll das Stromnetz der baltischen Staaten integrieren und an Europa anbinden.

Lange Prozesse

Innerhalb Österreichs sind laut Experten lange Genehmigungsverfahren ein Haupthindernis für den Netzausbau – und damit auch für die Energiewende. Damit beides gelingen kann, müssten Projekte deutlich schneller genehmigt werden als bisher, sagte Kapetanovic. Die Genehmigungsdauer sei extrem lang, bei der Steiermark-Leitung etwa mehr als ein Vierteljahrhundert, bei der Salzburg-Leitung über 15 Jahre.

Eine Forderung, die am Donnerstag – neben anderen Wünschen – übrigens auch von der Wirtschaftskammer vorgetragen wurde. Dort klagt die Sparte Industrie nicht nur über zuletzt stark gestiegene Energiekosten. Man fürchtet auch, dass die Strompreise dauerhaft hoch bleiben könnten, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien zu lang dauert.

Auch wenn kein Blackout droht: Manchen Betrieben drohe wegen der hohen Energiepreise das Aus, warnte Thomas Salzer, stellvertretender Obmann der Industriesparte. 

(luis)

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