Covid-Maßnahmen

Lockerungen trotz hoher Corona-Zahlen?

Hier die Rufe nach weiteren Öffnungsschritten, dort die Warnungen der Experten: „Je rascher wir öffnen, desto größer ist die Gefahr, dass die Kurve wieder nach oben geht.“
Hier die Rufe nach weiteren Öffnungsschritten, dort die Warnungen der Experten: „Je rascher wir öffnen, desto größer ist die Gefahr, dass die Kurve wieder nach oben geht.“ (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Dass 2-G im Handel fällt und die Sperrstunde verschoben wird, fordern die einen. Die anderen wollen den Höhepunkt der aktuellen Corona-Welle noch abwarten.

Trotz der aktuellen Höchstwerte an Corona-Neuinfektionen in Österreich werden die Rufe nach weiteren Lockerungen lauter. Während Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) derzeit noch auf der Bremse steht, fordern neben Wirtschaft und Opposition insbesondere die ÖVP-Landeshauptleute der westlichen Bundesländer weitere Öffnungsschritte.

So soll 2-G im Handel und bei körpernahen Dienstleistern fallen, erklärte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Auch Ungeimpfte sollen wieder Zutritt zu Geschäften und Dienstleistungen haben, forderte er in der „ZiB 2“ am Donnerstag - natürlich sollten sie weiterhin Maske tragen und sich testen lassen. Die Prognosen würden aber zeigen, dass die Spitäler und Intensivstationen derzeit nicht an die Grenze ihrer Belastbarkeit stoßen, weshalb weitere Öffnungsschritte für den Landeshauptmann gerechtfertigt seien.

Auch das Verschieben der Sperrstunde von derzeit 22 Uhr gehört für Haslauer dazu, wie dies zuvor auch Markus Wallner (ÖVP), Landeshauptmann von Vorarlberg und Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, gefordert hatte. Er sprach von „Unsinn“: „Es kann mir keiner erklären, dass diese eine Stunde mehr, von 22 auf 23 Uhr, das pandemische Geschehen insgesamt so dramatisch verändern wird“, sagte er.

Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bekräftigte seine Forderungen nach Erleichterungen in diversen Bereichen. Berücksichtigt werden müsste diesbezüglich die Belegung der Intensivstationen, sagte er gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" (Freitags-Ausgabe) - so wie dies auch „vor langer Zeit mit der Bundesregierung beim Corona-Management“ vereinbart wurde. Und die sei in Tirol so niedrig wie im Oktober letzten Jahres - „und das trotz absoluter Höchstwerte bei den Infektionen", so Platter. Vor diesem Hintergrund forderte er, dass die Sperrstunde um 22.00 aufgehoben und bei Veranstaltungen mehr Besucher zugelassen werden. Auch über die Maskenregeln in Schulen oder über Distance Learning sollte diskutiert werden.

Scharfe Kritik aus Tirol an den aktuellen Maßnahmen  kommt auch vom schwarzen Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Walser. "Man macht über eine Million Menschen lächerlich und demütigt sie", meinte er. Ungeimpfte würden trotz Aufhebung des Lockdowns weiter nur "durch die Auslagenscheiben in die Geschäfte schauen". Walser forderte die flächendeckende Aufhebung der 2-G-Regel und aller Maßnahmen bis auf die Maskenpflicht. Sie seien wegen der Entwicklung in den Krankenhäusern nicht mehr zu rechtfertigen. Außerdem würde sie die Bevölkerung ohnehin nicht mehr mittragen. Auch der "Testwahnsinn" müsse endlich beendet werden, fordert Walser, und nur mehr etwa in Altersheimen getestet werden. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer sprach gar von „Kontroll- und Einsperrterror“.

„Höhepunkt abwarten, dann lockern"

Am heutigen Freitag tagt die gesamtstaatliche Krisenkoordination Gecko. Empfehlungen für weitere Öffnungsschritte sind aber nicht zu erwarten. Auch Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems sprach sich dafür aus, Vorsicht walten zu lassen. "Ich halte das für die falsche Diskussion zum falschen Zeitpunkt“, sagte er im Ö1-"Morgenjournal“ am Freitag.

Es sei zwar richtig, dass Spitäler nicht überlastet seien, allerdings: "Man muss sich da die Lage in anderen Ländern ansehen. Da kam es trotzdem zu Engpässen in der medizinischen Versorgung“. Das habe zwei Gründe: Zum einen müssten dennoch sehr viele Patienten in den Spitälern betreut werden. Zum anderen treffe Corona auch das medizinische Personal, das folglich in Quarantäne oder in Krankenstand müsse. Die Konsequenz daraus, so Gartlehner, „ist die gleiche, wie wir sie bei anderen Wellen hatten. Operationen mussten verschoben werden, Krebstherapien konnten nicht durchgeführt werden."

Er würde deshalb den Höhepunkt der Welle noch abwarten, ehe schrittweise und sorgsam wieder geöffnet wird. Denn: „Je rascher wir öffnen, desto größer ist die Gefahr, dass die Kurve wieder nach oben geht.“ Er stößt damit ins selbe Horn wie Gesundheitsminister Mückstein. Dieser rechnet damit, dass der Höhepunkt der Omikronwelle in der zweiten Februarwoche erreicht sei. Dann solle „sorgsam“ mit den Öffnungsschritten begonnen werden. Sie seien jedenfalls erst dann einzuleiten, „wenn wir wirklich zwei, drei Wochen in die Zukunft schauen können“, so der Gesundheitsminister.

Auch Wiens Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) bezeichnete die 2-G-Regel als "sinnvoll". Eher vorsichtig ist auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Nachdem die Auswirkungen des Omikron-Subtyp BA.2 noch schwer abzuschätzen seien, tritt er dafür ein, einen Stufenplan mit Experten für Lockerungen zu erarbeiten. Entscheidend sei dabei für ihn die Situation in den Krankenhäusern.

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(Red./APA)

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