Kunstmarkt

Franz Marcs restituierte "Füchse" sollen Rekordpreis bringen

(c) Christie's
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Wenige Wochen nach der Rückgabe kommt das Gemälde in London unter den Hammer. Der Rechtsstreit um die Restitution dauerte Jahre, denn "Die Füchse" wurde 1940 in New York verkauft.

Am 11. Jänner war das expressionistische Meisterwerk "Die Füchse" von Franz Marc an die Erben des einstigen jüdischen Besitzers zurückgegeben worden. Am 1. März wird es bei Christie's in London versteigert. Geschätzt wird das Bild auf 35 Millionen britische Pfund (rund 42 Millionen Euro). Es könnte deutlich mehr werden: Denn nur selten kommen Marcs Werke auf den Kunstmarkt. Der Maler fiel mit 36 Jahren im Ersten Weltkrieg. Sein Werk sei relativ klein, viele seiner wichtigsten Bilder befänden sich in großen Museen und nur wenige in privater Hand, so das Auktionshaus.

"Dies ist ein Bild, das von den weltweit größten Sammlern gejagt werden wird", sagte Christie's-Chef Jussi Pylkkänen. Eine Arbeit von Marc mit dieser Geschichte und Qualität sei seit mehr als 50 Jahren nicht mehr auf den Markt gekommen, sagte der Leiter der Abteilung für impressionistische und moderne Kunst, Keith Gill. Das Bild, das zwei ineinander verschlungene Füchse zeigt, wird vor der Versteigerung in London in den kommenden Wochen in New York und Hongkong gezeigt.

Ein Geschenk von Helmut Horten

Die Auktion folgt einem jahrelangen Rechtsstreit um das Gemälde: Die Stadt Düsseldorf hatte das avantgardistische Schlüsselwerk im Jänner an die Erben des von den Nationalsozialisten verfolgten Kurt Grawi (1887-1944) zurückgegeben. Zuvor hatte das 1913 entstandene kubistische Gemälde im städtischen Museum Kunstpalast gehangen. Das Marc-Gemälde war 1962 als Schenkung des Kaufhaus-Unternehmers Helmut Horten nach Düsseldorf gekommen. Es war eines der Spitzenwerke des Kunstpalasts.

Der Rat der Stadt Düsseldorf hatte bereits Ende April vergangenen Jahres seine Zustimmung zur Rückgabe gegeben. Es folgte jedoch noch ein monatelanges juristisches Tauziehen, bis das Gemälde letztlich das Museum verließ. Die im Fall Grawi anspruchsberechtigte Erbin ist über 90 Jahre alt.

Die Stadt Düsseldorf war mit der Restitution einer in Fachkreisen umstrittenen Empfehlung der Beratenden Kommission für Raubkunstfälle gefolgt. Das Gremium hatte sich mit einer Zweidrittel-Mehrheit für die Rückgabe ausgesprochen.

"Die Grundlage für unsere Auswanderung"

Über die Rückgabe des Werks hatte es eine kontroverse Debatte gegeben - denn "Die Füchse“ war nicht im NS-Reich, sondern im Ausland verkauft worden. Der Bankier und Unternehmer Kurt Grawi war nach 1933 in Deutschland erheblichen Repressionen ausgesetzt. 1938 wurde er mehrere Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. 1939 konnte er nach Chile auswandern. 1940 verkaufte er das Bild in New York.

Nach Auffassung der Beratenden Kommission mussten "Die Füchse" restituiert werden, auch wenn der Verkauf außerhalb des NS-Machtbereiches abgeschlossen worden sei. Die Veräußerung 1940 in New York sei die unmittelbare Folge der Inhaftierung im Konzentrationslager und der anschließenden Flucht Grawis gewesen. Grawi hätte das Bild nicht verkauft, wenn er nicht von den Nazis verfolgt worden wäre. Er habe betont, für ihn und seine Familie bedeute das Ergebnis des Verkaufs "die Grundlage für unsere Auswanderung".

Die Stadt Düsseldorf hatte dagegen argumentiert, dass das Gemälde sich seit Mai 1939 außerhalb des NS-Machtbereichs befunden habe. Die Familie sei zum Zeitpunkt des Verkaufs 1940 in Südamerika gewesen. Grawis Ehefrau habe nach dem Krieg zwar die Rückerstattung der erlittenen Verluste gefordert, nicht aber das Werk von FranzMarc angeführt. Nach den auch von Deutschland unterschriebenen Washingtoner Prinzipien sollen für NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter "gerechte und faire" Lösungen gefunden werden.

Auktion und Auktionator

Franz Marc gehörte zusammen mit Wassily Kandinsky zu den Begründern der Künstlergruppe "Blauer Reiter". Christie's-Chef Jussi Pylkkänen verglich "Die Füchse" in ihrer Bedeutung mit Ernst Ludwigs Kirchners ebenfalls 1913 entstandener "Berliner Straßenszene". Auch die Geschichte der beiden Meisterwerke weist Parallelen auf. So wurde das Kirchner-Bild ebenfalls an Erben ehemaliger jüdischer Besitzer zurückgegeben -  auch dafür waren die Umstände umstritten. Das Gemälde wurde ebenfalls unmittelbar nach der Restitution im Jahr 2006 versteigert - für umgerechnet mehr als 30 Millionen Euro. Es gehört nun zum Bestand der Neuen Galerie in New York.

Versteigert wurde die "Berliner Straßenszene" seinerzeit in New York übrigens auch von Pylkkänen.

(APA)

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