Drei parlamentarische Anfragen zum Fall Kampusch

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GERMANY NATASCHA KAMPUSCH(c) EPA (Marcus Brandt)
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Die FPÖ will mehr über Priklopils Internetgewohnheiten und Telefonate am Fluchttag wissen. Das Entführungsopfer wurde offenbar zwei Jahre vor der Flucht in einer Firmendatenbank registriert.

Der Fall Natascha Kampusch beschäftigt einmal mehr das Parlament: Er werde drei parlamentarische Anfragen an Innenministerin Maria Fekter und Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (beide ÖVP) einbringen, kündigte der FPÖ-Abgeordnete Werner Neubauer für Mittwoch an.

Inhaltlich geht es um Fragen und Ansatzpunkte betreffend Ermittlungen in dem Entführungsfall bei dem Kampusch als Zehnjährige gekidnappt und achteinhalb Jahre gefangen gehalten worden war.

Kampusch schon 2004 erfasst?

Kampusch sei am 1. April 2004 - noch während der bis August 2006 dauernden Gefangenschaft - bei einer Adress- und Risikomanagementfirma erstmalig erfasst worden, so Neubauer. Über das Aufscheinen in den Unterlagen des Unternehmens, das Banken und Handygeschäften vor allem bei Bonitätsfragen zu Privatpersonen Auskünfte anbiete, will der Abgeordnete durch seine Anfrage mehr erfahren.

Bei den übrigen Anfragen geht es um den Entführer Wolfgang Priklopil und die Nachforschungen der Polizei: Obwohl der Mann keinen PC besessen habe, seien ihm zwei IP-Adressen eindeutig zuzuordnen, erklärte Neubauer. Es wäre möglicherweise interessant, wo sich der oder die Computer befanden. Die dritte Anfrage betrifft Protokolle der Rufdaten-Rückerfassung am Tag von Kampuschs Flucht. Laut dem FPÖ-Abgeordneten führte Priklopil eine Menge Telefonate, bei denen die Gesprächspartner nicht überprüft worden seien.

Bewegung im Fall seit Mitte Oktober

Seit der pensionierte Präsident des Obersten Gerichtshofs (OGH), Johann Rzeszut, am 14. Oktober öffentlich schwere Vorwürfe gegen die mit dem Fall Kampusch betraut gewesene Staatsanwaltschaft Wien erhoben hat, ist neuerlicher Rummel um die Entführungsgeschichte entstanden. Rzeszut wirft der Anklagebehörde unter anderem "konsequente und beharrlich fortgesetzte Vernachlässigung entscheidender polizeilicher Ermittlungsergebnisse" vor. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt gegen fünf, teils hochrangige Staatsanwälte. Rzeszut war mit der Aufarbeitung des Kriminalfalls als Mitglied der vom Innenministerium eingesetzten Kampusch-Evaluierungskommission betraut.

Natascha Kampusch wurde im März 1998 von Priklopil entführt und danach in einem Kellerverlies gefangen gehalten, so das Ermittlungsergebnis in dem Kriminalfall. Der Nachrichtentechniker nahm sich demnach am 23. August 2006 nach Kampuschs Flucht aus seinem Haus in Strasshof in Niederösterreich das Leben.

(APA)

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