Wissenschaft

Ein „Goldstandard“ für Auftragsstudien

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr
Wifo-Chef Gabriel FelbermayrAPA/HERBERT NEUBAUER
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AIT, WIIW und Joanneum Research schließen sich der Initiative von Wifo und IHS an.

Bereits im Herbst 2020 wurde von Wifo und IHS eine Initiative für mehr Transparenz bei Auftragsstudien ins Leben gerufen. Der damalige Wifo-Chef, Christoph Badelt, erklärte bei der Vorstellung, es habe keinen „Skandal“ gegeben, der das notwendig mache, man wolle einfach klare Regeln schaffen. Sein Nachfolger, Gabriel Felbermayr, klang am Freitag ganz anders. So hätten die Chatprotokolle gezeigt, dass es „höchst dubiose Studien“ im Auftrag der öffentlichen Hand gab. Diese seien von Organisationen durchgeführt worden, die sich „als unabhängige Institute getarnt“ hätten, während gleichzeitig versucht wurde, „Druck auf Wifo und IHS zu machen“, politisch genehme Aussagen zu tätigen.

Dem wollen die Institute mit ihren „Prinzipien der wissenschaftlichen Integrität für Studien der öffentlichen Auftragsforschung“ entgegentreten. Bei Wifo und IHS sind sie schon in Kraft. Nun haben sich das Austrian Institute of Technology (AIT), das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) und die Joanneum Research der Initiative angeschlossen.

Die Kernpunkte dabei seien, dass bereits bei der Auftragsannahme vereinbart wird, dass die Studie später auch veröffentlicht wird, erklärt Thomas König vom IHS. Sollte es einen Grund geben, warum die Veröffentlichung nicht möglich ist – Felbermayr nennt etwa Berechnungen zur Handelspolitik, während noch Verhandlungen mit anderen Ländern laufen, denen man die Daten nicht weitergeben will –, sollen zumindest die Metadaten trotzdem publik gemacht werden. „Es wird also veröffentlicht, dass es diese Studie gibt.“ Zudem sollen nicht nur die Ergebnisse am Ende präsentiert werden, sondern auch die dabei verwendete wissenschaftliche Methode, damit nachvollziehbar ist, wie es zu diesen gekommen ist.

Viele Studien in Schubladen

Die in Summe 16 Elemente umfassende Vereinbarung sei der „Goldstandard“ für Auftragsstudien, der bei den fünf Instituten fix gelte. Darüber hinaus hoffe man natürlich, dass sich noch weitere Organisationen der Initiative anschließen. Man sei hier gegenüber allen Seiten offen, wisse jedoch, dass es „Einrichtungen gibt, die vielleicht ganz explizit eine andere Mission und Aufgabe erfüllen und daher stärker interessengeleitet arbeiten“, so Mathias Weber vom AIT.

Bisher bleiben viele Studien im Auftrag der Regierung nach wie vor in den Schubladen. So waren von 249 zwischen August 2020 und Juni 2021 in Auftrag gegebenen Studien im vergangenen Sommer nur rund 23 Prozent veröffentlicht und 36 Prozent dafür geplant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2022)

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