Geologie

Russische Eisböden sind sensibler als gedacht

Natürliche Klima-Archive in Höhlen des Urals zeigen, ob Permafrostböden wirklich immer gefroren waren.
Natürliche Klima-Archive in Höhlen des Urals zeigen, ob Permafrostböden wirklich immer gefroren waren. Getty Images
  • Drucken

Wie sich Permafrost im Klimawandel verhält, ist weitgehend unbekannt. Forschende der Uni Innsbruck konnten im Uralgebirge zeigen, dass er selbst auf kurze Warmphasen der Erdgeschichte empfindlich reagierte.

Aus seinen Forschungsexpeditionen wurden oft richtige Abenteuer, erinnert sich Yuri Dublyansky. Sie führten den Innsbrucker Geologen tief in kilometerlange Höhlen des russischen Uralgebirges, auf dem beschwerlichen Weg dorthin mussten sie Bären ausweichen oder auf Bäume klettern, um Ersatzteile für den auf dem Dach liegenden Geländewagen anzufordern. „Auf einer Hochebene ist unser Fahrzeug mitsamt den Insassen und der Ausrüstung vom Weg abgekommen und hat sich überschlagen. Zum Glück ist niemand verletzt worden, aber wir hatten keine Funkverbindung und mussten auf den höchsten Baum in der Gegend klettern und dort auf ein Signal warten, um Hilfe aus der nächstgelegenen Ortschaft zu rufen“, so Dublyansky. Doch es seien genau diese unerwarteten Herausforderungen, die er an der klassischen Feldforschung liebe, fügt der Wissenschaftler hinzu, sie gäben seiner Arbeit „eine gewisse Würze“.

Acht Jahre lang reiste er mit seinem Team von der Universität Innsbruck für ein vom Wissenschaftsfonds FWF finanziertes Projekt immer wieder in die über 2000 Kilometer lange Gebirgskette, die sich von Norden nach Süden durch den mittleren Westen Russlands zieht, an der Grenze zwischen Europa und Asien. 26 Höhlen untersuchte sein Team in dieser Zeit. Das Ziel: bernsteinfarbene Ablagerungen, Zehntausende Jahre alt, anhand derer die Geschichte des Bodens über der Höhle – und vor allem seiner Temperatur – nachgezeichnet werden kann. „Diese Ablagerungen, wir nennen sie kryogene Höhlenkarbonate, bilden ein sehr spezielles, natürliches Klima-Archiv. Sie entstehen, wenn Permafrost – also Boden, der normalerweise das ganze Jahr über gefroren ist – über der Höhle zu tauen beginnt und Wasser in die eiskalte Höhle tropft. Hier gefriert es wieder, dabei scheiden sich darin gelöste Karbonate ab und bilden Kristalle, die bestehen bleiben“, erklärt der Forscher.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.