Immobilienkonzerne

Gerangel um die Immofinanz

Dem Vorstand der Immofinanz ist auch das nachgebesserte Angebot zu wenig.
Dem Vorstand der Immofinanz ist auch das nachgebesserte Angebot zu wenig.REUTERS
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Die CPI Property Group hat ihr Angebot für die Immofinanz erhöht. Letztere ist noch nicht überzeugt.

Wien. Die CPI lässt nicht locker. Das vom tschechischen Milliardär Radovan Vítek kontrollierte Unternehmen will die Immofinanz unbedingt übernehmen. Ursprünglich hatte man den Aktionären 21,2 Euro pro Aktie angeboten. Immofinanz-Großaktionär S-Immo will diese Übernahme aber verhindern und bietet daher 23 Euro je Aktie, das Angebot gilt aber nur für zehn Prozent der Aktien, mit denen zusammen die S-Immo dann ungefähr ein Viertel der Anteile hielte.

Nun war wieder die CPI am Zug. Am Donnerstagabend gab sie bekannt, dass sie mit dem Immofinanz-Aktionär Petrus Advisers einen Kaufvertrag über dessen Acht-Prozent-Anteil an dem Immobilienkonzern abgeschlossen habe. CPI biete dem Hedgefonds 22,70 Euro je Aktie und wird nach dem Deal eigenen Angaben zufolge rund 35,5 Prozent an der Immofinanz halten. Damit erhöhe sich auch das laufende Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre: Sie können nun ebenfalls 22,7 Euro erhalten.

Doch warum sollten die Aktionäre das Angebot der Tschechen annehmen, wenn es noch immer unter jenem der S-Immo liegt? Das Teilangebot der S-Immo entbehre jeder Logik, meinte Petrus Advisers in einer Aussendung. Petrus Advisers ist auch an der S-Immo beteiligt. Diese sollte ihr Geld lieber in ihre Kernaktivitäten investieren. Als Immofinanz-Aktionär ziehe man einen sicheren Ausstieg zu 22,7 Euro einem unsicheren Teilangebot von 23 Euro vor.

Angebote treiben Kurs

Kleinere Aktionäre können ihre Papiere freilich auch einfach an der Börse verkaufen, nachdem die beiden Angebote den Kurs in die Höhe getrieben haben. Am Freitagnachmittag kostete eine Immofinanz-Aktie bereits etwas mehr als 23 Euro. An der Wiener Börse war das im Leitindex ATX enthaltene Unternehmen damit 2,8 Mrd. Euro wert.

Dem Vorstand der Immofinanz ist auch das nachgebesserte Angebot zu wenig. Der Preis liege „deutlich unter dem aktuellen Unternehmenswert“ und bilde „das große Wachstumspotenzial“ des Immobilienkonzerns nicht ab, teilte die Immofinanz mit. Auch berücksichtige der höhere Preis keine angemessene Kontrollprämie in Bezug auf die von CPI avisierte Kontrollerlangung über die Immofinanz. Den Aktionären rät man daher, das angekündigte nachgebesserte Angebot der CPI für Aktien und Wandelschuldverschreibungen der Immofinanz nicht anzunehmen.

Petrus Advisers bezeichnete den Deal als Aufbruch in eine neue Ära bei der Immofinanz. „Unsere Transaktion steht allen Aktionären der Immofinanz offen, die nunmehr ebenfalls ihre Aktien zu diesem verbesserten Preis andienen können“, teilte der Hedgefonds mit. CPI habe sich in kurzer Zeit zu einem führenden Spieler auf dem europäischen Gewerbeimmo-Markt entwickelt. Petrus sieht in CPI einen „ideenreichen und dynamischen Garanten für Wandel bei Immofinanz“.

Harte Zeit überstanden

Das Unternehmen werde bei Immofinanz „mit dem Kärcher aufräumen und die ständige Wertvernichtung der vergangenen Jahre untersuchen“, so der Hedgefonds. Die vor der Finanzkrise wegen ihrer Osteuropa-Fantasie gehypte Aktie war 2008 infolge dubioser Transaktionen des damaligen Managements um 95 Prozent abgestürzt und erholte sich nie mehr ganz. Jahrelang bewegte sich die Immofinanz-Aktie seitwärts, während die Konkurrenz im In- und Ausland stärker aufholen konnte. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt das Papier aber 40 Prozent im Plus. (b. l./Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2022)

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