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Wortkarg und rigoros: Mattarella bleibt als Italiens Präsident im Amt

Seinen Plan in Ruhestand zu gehen, hat Mattarella auf Bitte geändert.
Seinen Plan in Ruhestand zu gehen, hat Mattarella auf Bitte geändert.(c) Getty Images (Stefano Guidi)
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Vom ruhigen Akademiker zum Krisenmanager im höchsten Staatsamt: Der 80-jährige Sizilianer Sergio Mattarella bleibt Italien als Präsident erhalten. Er soll für politische Stabilität sorgen.

Italiens Politik setzt auf Stabilität und zwingt Staatschef Sergio Mattarella im Amt zu bleiben. Der 80-jährige Sizilianer, der bereits den Umzug aus seinem Präsidentensitz Quirinal organisiert hatte, darf nicht wie gewünscht in den Ruhestand treten. Die Parteien, die sich in sieben Wahlgängen nicht auf einen Nachfolger einigen konnte, baten Mattarella am Samstag geeint darum, für eine Wiederwahl bereitzustehen. Für wie lange er weiter amtieren wird, ist noch ungewiss.

Mattarella ist ein wortkarger, rigoroser Jurist, der viel Erfahrung mit hohen politischen Ämtern hat. Sein guter Ruf als kompetenter und integrer Politiker ließ ihn schnell in hochrangige Ämter aufsteigen, zunächst in eine Reihe von christdemokratisch geführten Regierungen. Er gehörte aber auch Regierungen der politischen Linken an und war sowohl Bildungs-, als auch Verteidigungsminister. Zugleich ist er eine Galionsfigur des Einsatzes gegen die Mafia. Schließlich fiel sein Bruder Piersanti der Cosa Nostra zum Opfer, was Mattarellas Leben zutiefst beeinflusst hat.

Unerwarteter Weg in die Politik

Der 1941 in Palermo geborene Mattarella studierte Jus und wuchs in einer Politikerfamilie auf. Sein Vater Bernardo zählte in den Fünfziger- und Sechziger-Jahren zu den Spitzenpolitikern der Democrazia Cristiana (DC), für die er mehrmals als Minister diente. Nach dem Jusstudium unterrichtete Sergio Mattarella als Professor für parlamentarisches Recht an der Universität Palermo, als sein Leben am 6. Jänner 1980 eine unerwartete Wende nahm. Sein Bruder Piersanti, Präsident der Region Sizilien, wurde in Palermo von Mitgliedern der Cosa Nostra erschossen. Ab diesem Moment beschloss Mattarella, sich der Politik und dem Kampf gegen die Mafia zu widmen.

1983 wurde Mattarella erstmals ins Parlament gewählt. Auf Sizilien setzte er sich aktiv für die Wahl des Anti-Mafia-Politikers Leoluca Orlando zum neuen Bürgermeister von Palermo ein. Bis 2008 saß Mattarella im Parlament, zuerst für die Democrazia Cristiana, danach für die Nachfolgeparteien Partito Popolare Italiano (PPI) und Margherita. Später zählte Mattarella zu den Gründern der sozialdemokratischen Partei PD.

Als Verteidigungsminister (1999-2001) schaffte Mattarella die Wehrpflicht in Italien ab. Er war der Autor eines Wahlgesetzes (genannt "Mattarellum"), das von 1993 bis 2005 in Italien galt. Als Verfassungsrichter war der verwitwete Vater dreier Kindern von 2011 bis 2015 im Amt.

Turbulente erste Amtszeit

In seiner Amtszeit als Staatsoberhaupt hat Mattarella turbulente Phasen erlebt: Fünf Regierungen wechselten sich während seiner siebenjährigen Amtszeit ab. Nach den Parlamentswahlen 2018 musste er fast drei Monate lang mit den Parteien verhandeln, bis eine Regierung aus Lega und Fünf Sterne-Bewegung unter der Führung des damals noch unbekannten Anwalts Giuseppe Conte zustande kam. Nachdem Contes Koalition im Februar zerfallen war, setzte sich Mattarella für eine Mehrparteienregierung unter dem ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi ein.

Als Präsident hat Mattarella auch in der Corona-Pandemie eine entscheidende Rolle gespielt. Wiederholt machte er den Italienern in den dramatischsten Phasen der Pandemie im Frühjahr 2020 Mut und rief das Land zum Zusammenhalt auf. So besuchte er wiederholt die von der Pandemie am stärksten betroffenen Gemeinden in der Lombardei. Zuletzt hat sich Mattarella immer wied

(APA)

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