Ausstellung im Lentos

Sie wurde ermordet, aber nicht vernichtet

„Das Verhör“ (1934) von Friedl Dicker-Brandeis. Sie wurde 1931 als Kommunistin verhaftet.
„Das Verhör“ (1934) von Friedl Dicker-Brandeis. Sie wurde 1931 als Kommunistin verhaftet. kunst-dokumentation.com
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Friedl Dicker-Brandeis war eine Ausnahmefigur, als Designerin und Pionierin der Kunsttherapie. Die Schau in Linz gehört ganz ihr.

Diese Lebensgeschichte ist so stark, so herausragend, so tragisch, politisch und voller Liebe, dass die Kunst, die aus ihr und um sie entstand, unweigerlich zum illustrativen Rauschen gerät. Das ist nicht per se ungerecht, sondern Schicksal. Ab einem gewissen Grad an Intensität können Kunst und Leben nicht sinnvoll voneinander getrennt werden. Einmal profitiert davon das eine, einmal das andere. Die Bedeutung ergibt sich am Ende aus dem Ganzen.Die Ausstellung über Friedl Dicker-Brandeis (1898–1944) im Lentos bestätigt es erneut: Nach über 20 Jahren (damals im Palais Harrach in Wien) wird diese Ausnahmekünstlerin wieder umfassend vorgestellt (Kuratorin: Brigitte Reutner-Doneus). Keiner Generation sollte das vorenthalten werden.

Friedl Dicker war von Beginn an Überlebenskünstlerin. Mit vier starb ihre Mutter. Sie wurde durch Kinderheime geschickt, bis der Vater, ein Schreibwarenhändler, wieder geheiratet hatte. Das Mädchen war mutig: 1914 ging sie an die Grafische, lernte Fotografie, dann an die Kunstgewerbeschule, die heutige Angewandte, wo sie die Zeichenkurse von Franz Čižek besuchte, einem Reformer der Kunstpädagogik und Förderer der Künstlerinnen. Schon hier wurden wesentliche Steine für Dickers Lebenswerk gelegt. 1916 tat sie den Schritt in den esoterischen Zeitgeist und ins Internationale. Sie schloss sich Johannes Itten an. Der Guru und Farbmystiker nahm seine Wiener Schüler ans Bauhaus nach Weimar mit. Auch Dicker und Franz Singer – die beiden waren ein Paar.

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