Sahel-Zone

Mali weist französischen Botschafter aus

Archivbild eines UN-Transportfahrzeugs der Friedensmission Minusma im Norden Malis.
Archivbild eines UN-Transportfahrzeugs der Friedensmission Minusma im Norden Malis.REUTERS
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Die Beziehungen der europäischen Staaten nach Mali verschlechtert sich zusehends. Erst letzte Woche zog Dänemark seine Truppen ab.

Die militärische Übergangsregierung im westafrikanischen Mali hat den französischen Botschafter am Montag des Landes verwiesen. Wenige Tage zuvor hatte Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian den internationalen Anti-Terror-Kampf in Mali infrage gestellt. Botschafter Joël Meyer sei aufgefordert, Mali innerhalb von 72 Stunden zu verlassen, teilte die Regierung mit. Grund dafür seien die "feindseligen und empörenden Äußerungen" Le Drians, hieß es.

Le Drian hatte dem Sender RTL am Freitag gesagt, man könne angesichts der sich verschlechternden politischen und militärischen Lage in Mali nicht am Status quo festhalten, ohne jedoch konkret von einer möglichen Beendigung der französischen Operation "Barkhane" zu sprechen.

Dänemark zieht Truppen ab

In Mali hatte zuletzt mit dem Rückzug Dänemarks der von Frankreich angeführte Einsatz mehrerer europäischer und afrikanischer Staaten gegen die Islamisten einen schweren Rückschlag erlitten. Dänemark wollte mit dem Rücktransport seiner Soldaten beginnen, kündigte Außenminister Jeppe Kofod letzte Woche am Donnerstag in Kopenhagen an. Die malische Militärregierung habe bekräftigt, die dänischen Truppen seien nicht willkommen. "Und das werden wir natürlich nicht hinnehmen."

Damit haben die Spannungen zwischen der Militärregierung und den am Anti-Terror-Einsatz beteiligten Staaten einen neuen Höhepunkt erreicht. Erst am Mittwoch hatten Frankreich und 14 weitere EU-Länder Mali aufgefordert, die Ausweisung der dänischen Streitkräfte zurückzunehmen. Die Generäle verbaten sich Interventionen und sprachen von "kolonialen Reflexen". Das Verhältnis von Frankreich und seinen europäischen und afrikanischen Partner zu Mali hatte sich im August 2020 eingetrübt, als das Militär die Regierung stürzte und die Macht in Bamako übernahm. Appelle, die Demokratie wieder einzuführen, blieben bisher ohne Folgen. Vergangenes Jahr wurde das ohnehin angespannte Verhältnis durch Berichte belastet, die malischen Militärs wollten die russische Söldnertruppe Wagner engagieren.

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat seit 2013 Tausende Soldaten in der Region südlich der Sahara im Einsatz, nachdem islamistische Gruppen mit Verbindungen zur al-Qaida und dem Islamischen Staat (IS) 2012 die Macht in den Wüstengebieten im Norden Malis übernommen hatten. Die Islamisten haben ihre Einsätze auf mehrere Nachbarstaaten in der Sahel-Region ausgedehnt. Durch deren Angriffe wurden Tausende Zivilisten getötet, Millionen Menschen sind auf der Flucht.

In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv. Einige haben den Terrorgruppen Islamischer Staat (IS) oder al-Qaida die Treue geschworen.

Österreich an Mission beteiligt

Auch die deutsche Bundeswehr hat in Mali mehrere Hundert Soldaten stationiert. Das österreichische Bundesheer ist in Mali mit 70 Soldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM für die malische Armee beteiligt und hat Ende des Vorjahres deren Kommando übernommen. Außerdem ist Österreich mit zwei Offizieren an der UNO-Friedensmission Minusma im Einsatz.

(APA/Reuters)

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