Die Extremisten haben für internationale Anerkennung Mäßigung zugesagt. Aber ein neuer UN-Bericht wirft den Taliban die Tötung von mehr als 100 Gegnern vor. Und auch Frauenrechtlerinnen geraten ins Visier.
Das Schreiben, das UN-Generalsekretär António Guterres an den UN-Sicherheitsrat richtet, spiegelt den Schrecken wider, der in Afghanistan herrscht. In dem Bericht, aus dem mehrere internationale Nachrichtenagenturen zitieren, weist Guterres auf die verheerende humanitäre Lage der Bevölkerung hin. „Ein ganzes komplexes soziales und wirtschaftliches System bricht zusammen“, warnt der UN-Generalsekretär. Und er bestätigt, was Menschenrechtsorganisationen schon bei der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan befürchtet haben: Die Extremisten rechnen brutal mit Menschen ab, die sie als Gegner betrachten.
Der UN-Bericht spricht von „glaubwürdigen Anschuldigungen“, dass es zu „gewaltsamem Verschwindenlassen“ und „Tötungen“ gekommen sei. Mehr als 100 Personen seien seit dem Fall der Hauptstadt Kabul am 15. August umgebracht worden. Bei den Opfern handle es sich vor allem um Mitarbeiter der gestürzten Regierung, Angehörige der früheren Sicherheitskräfte oder Afghanen, die mit der internationalen Koalition zusammengearbeitet hatten. Mehr als zwei Drittel der Fälle seien „außergerichtliche Exekutionen“, die von den neuen Taliban-Machthabern oder deren Verbündeten begangen wurden.