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Ohne Omikron an der Minibar, Minisex im Ohr

A woman poses with a glass of wine at a tapas bar in Mumbai
A woman poses with a glass of wine at a tapas bar in Mumbai(c) REUTERS (Vivek Prakash)
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Die Sperrstunden rücken bald wieder gen Mitternacht. So bleibt nur mehr wenig Zeit, das Lob eines unscheinbaren Refugiums zu singen.

In die Literatur eingegangen ist die Minibar vor allem durch Umberto Ecos Versuch, einen geschenkten Lachs in ihr zu verstauen. Das konnte nicht gut gehen, das soll man nicht tun. Sonst hat sie das trübe Image eines Ortes, an dem Soziophobe sich selbst treffen und notdürftig beglücken. An dem die Einsame die zerbröselten Nüsse in die falsche Kehle bekommt, der Einsame das Leintuch mit schalem Bier befleckt.

Doch in der Spätphase der Pandemie hat sie eine ungeahnte Aufwertung erfahren: Wenn die echte, die große Hotelbar kraft Verordnung frühzeitig schließt, dann ist die Minibar schon lange da und immer da. In aller funktionellen Bescheidenheit, aber auch mit dem frivolen Reiz, der sich aus der Nähe des Bettes speist. Wenn sich zwei miteinander an die Minibar verlagern, erlaubt das eine andere Prognose für den Ausgang des Abends als ein Besuch der großen Bar. Und wenn sich gar mehr als zwei Menschen um das mit Flaschen bestückte Eiskästchen versammeln, hat das, auch wenn Eros ausbleibt, den Ruch einer Orgie, des Zerwühlten, Unordentlichen wenigstens. Des zumindest halb Verbotenen sowieso, wie vieles in der Pandemie, von der Nachttankstelle bis zum Achterl to go.

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