An wie vielen Orten kann ein begabter Pultvirtuose gleichzeitig dirigieren, ohne dass für alle merklich etwas schiefläuft?
Figaro hier, Figaro da? Nichts gegen Valery Gergiev. Der ist auch noch dort! Meist gelingt die Bilokation. In Wien begann einst eine „Lohengrin“-Vorstellung verspätet, weil das Taxi, das den Dirigenten vom Flughafen zur Staatsoper bringen sollte, im Stau steckte. Drei Tage später beinah dasselbe Spiel. Da kam der Flieger zu spät in Schwechat an. Die Oper begann jedoch pünktlich, denn Kollege Michael Güttler übernahm den Taktstock. Man wollte das Publikum nicht so lang warten lassen. Irgendwann reißt auch den geduldigsten Gergiev-Verstehern der Geduldsfaden.
Dem Dirigenten selbst wirbelt das Auftrittskarussell aber offenbar nie zu schnell. Demnächst könnte es für die Wiener Philharmoniker wieder eine Zitterpartie geben, wenn jener Teil der Auslandstournee, der nicht pandemiebedingt abgesagt werden musste, in der Carnegie Hall seinem Höhepunkt zustreben sollte.