Pandemie

Omikron-Untervariante BA.2 bringt "große Unsicherheit"

Komplexitätsforscher Peter Klimek (Aufnahme von Dezember 2021)
Komplexitätsforscher Peter Klimek (Aufnahme von Dezember 2021)APA/HANS PUNZ
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Die Corona-Ampel färbt Österreich weiter rot. Komplexitätsforscher Klimek rechnet mit einer „Welle in der Omikron-Welle“ und will die Politik „im Krisenmodus halten“.

Das Ende der Omikron-Welle ist nicht in Sicht, ihr vorläufiger Höhepunkt aber sehr wohl. Das zeigen Prognoserechnungen sowie der Blick auf die Corona-Ampel, die diese Woche tiefrot bleibt. Dem Arbeitsdokument der Kommission zufolge flacht der Anstieg an Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Salzburg, Tirol und Wien, wo sich Omikron früh ausgebreitet hat, ab. Überall sonst geht es noch steil nach oben, speziell im Süden: Das Plus in der Steiermark beträgt 62 Prozent, im Burgenland 57 Prozent und in Kärnten 48 Prozent.

Die Risikozahl, die neben Zahl der Infektionen auch Alter der Betroffenen und Impfstatus einbezieht, bleibt aber in Tirol mit 4897 am höchsten. Um in den orangen Bereich des noch immer hohen Risikos zu kommen, bräuchte es eine Zahl unter 100. Dem ist man nicht einmal im Burgenland mit 1402 nahe. Wien hat mittlerweile die zweit niedrigste Risikozahl und das trotz des weiter stärksten Test-Aufkommens von fast 138.000 auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Schlusslicht Oberösterreich liegt bei knapp 56.000.

Welle in der Omikron-Welle?

Trotz der roten Zahlen hat sich die Wahrscheinlichkeit, dass es durch die vielen Omikron-Infektionen zu dem gefürchteten Zusammenbruch im Gesundheitssystem kommt, für den Komplexitätsforscher Peter Klimek zuletzt deutlich reduziert. Als "große Unsicherheit" in den nächsten Wochen bezeichnete er aber die Entwicklung bei der Omikron-Untervariante BA.2. Denn durch sie könnte eine Art Welle in der Omikron-Welle entstehen, die die Zahlen vielleicht noch länger auf hohem Niveau stabilisiert, oder sie sogar noch einmal anhebt. Darum spreche man aktuell auch vom "vorläufigen Höhepunkt".

Je stärker der Subtyp schon im aktuellen Infektionsgeschehen mitmischt, umso eher sei davon auszugehen, dass die weitere Entwicklung weniger dramatisch wird. Ist dem aber nicht so, würden Daten aus Dänemark zeigen, dass "wir da noch Raum für Dynamik haben", sagte Klimek, der Teil des Covid-Prognosekonsortiums ist.

"Müssen die Politik im Krisenmodus halten"

Die Gesamtsituation sieht Klimek ein Stück weit entspannt, "auch weil wir in Österreich vermutlich kaum noch jemanden haben, der immunologisch naiv ist". Auch die neben den Impfungen mittlerweile verfügbaren antiviralen Therapien tragen dazu bei, dass "viele Zeichen in die Richtung zeigen, dass einfach dieses gesellschaftskritische Element - der Zusammenbruch des Gesundheitssystems - weniger wahrscheinlich wird". Andere Länder seien hier mit höheren Impfquoten und Durchseuchungsraten noch ein Stück weiter und können deshalb auch wieder Maßnahmen aufheben. Wann man diesen Weg in Österreich gehen kann, sei noch mit "Unsicherheitsfaktoren" behaftet.

Die Gesellschaft müsse wahrscheinlich nicht mehr im Dauerkrisenmodus bleiben. "Wen wir aber im Krisenmodus halten müssen, ist die Politik", so der Wissenschafter. Klar sei, dass man spätestens in Richtung Herbst die Immunisierungsraten und das Infektionsgeschehen gut im Auge haben müsse, um nicht mit einer eventuellen neuen Variante wieder in eine schwierige Situation zu geraten. "Wir müssen irgendwie Fühlung behalten, wie viel zirkuliert", sagte Klimek. Dazu brauche es nicht unbedingt das momentane Testsystem, sondern das in Österreich gut ausgebaute Abwasser-Monitoringsystem, das auch einen Blick auf das Aufkommen neuer Varianten erlaubt.

Schafft man es, hier einen guten Überblick zu bekommen, "bin ich zuversichtlich, dass man für viele Szenarien besser gerüstet ist". Lässt die Politik aber wieder das Bild aufkommen, dass man hierzulande nach Omikron "eh nichts mehr tun muss, dann kann man schon ein entsprechendes Problem im Herbst entwickeln". Klimek: "Wenn man sagt: 'Es ist nicht mehr gesellschaftskritisch', heißt das aber nicht, dass es nicht gemanagt werden muss."

(APA/Red.)

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