In kaum einem anderen Land ist die Pandemie so präsent wie in Österreich. Drei Thesen, wie es zu diesem Phänomen kam.
Wer sich in den vergangenen Monaten eine Zeit lang im Ausland aufhielt, in den USA zum Beispiel, in Skandinavien, Spanien, Portugal oder Großbritannien, sagt nach seiner Rückkehr immer das Gleiche. Nirgendwo dominiert die Pandemie das öffentliche Leben so sehr wie in Österreich. Ob in den Medien, an Stammtischen, in der politischen Debatte – Corona ist allgegenwärtig. Die Republik ist beinahe besessen von diesem Thema. Was steckt dahinter?
Testen als Hobby
Welche Dimension die Kultur des Testens in Österreich angenommen hat, lässt sich besonders deutlich in Wien beobachten. Sich nicht engmaschig im Zuge der Initiative „Alles gurgelt!“ testen zu lassen ist beinahe so, als würde jemand von seinem demokratischen Wahlrecht nicht Gebrauch machen. Die Inanspruchnahme der kostenlosen und bequem zu Hause durchführbaren Gurgeltests wurde zu einer Art Bürgerpflicht, um einen Beitrag zum Brechen von Infektionsketten zu leisten. Für viele ist das Testen mittlerweile sogar zur täglichen Routine geworden. Entweder um die Vorgaben ihrer Arbeitgeber zu erfüllen, oder für den regelmäßigen Kick, den ihnen ein negatives Ergebnis gibt. Mit dem Schutz anderer als Hauptmotiv ist diese Frequenz jedenfalls nicht mehr zu erklären.