Quergeschrieben

Wenn der Wähler von Amts wegen zum Deppen erklärt wird

Die Neigung der Regierenden, den Regierten jede noch so kleine Störung der Komfortzone wegzuzahlen, wird uns noch ziemlich teuer zu stehen kommen.

Unter dem anmutigen Titel „Die Reifeprüfung“ hat jüngst der Philosoph Konrad Paul Liessmann den Matura-Jahrgang zu Weicheiern der Sonderklasse erklärt – „Generation Mimimi“ sozusagen. In einem klugen Kommentar für die „Kleine Zeitung“ kritisierte der streitbare Professor die Forderung einer Gruppe von Schülern, auch 2022 wegen Corona wieder auf den mündlichen Teil der Matura zu verzichten. „Was bedeutet es“, fragte er sich, „wenn die zukünftige Elite des Landes jeder Schwierigkeit aus dem Weg gehen möchte? (. . .) Der Gedanke, dass Bildung etwas mit Anstrengung, Disziplin und der Überwindung von Schwierigkeiten zu tun haben könnte, ist uns fremd geworden.“

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Das ist erstens richtig beobachtet, trifft aber zweitens nicht nur auf den diesjährigen Maturajahrgang zu, sondern beschreibt ein Problem, das unsere westlichen Gesellschaften insgesamt, weitgehend unabhängig von sozialem, kulturellem oder altersbezogenem Status des Einzelnen, unterspült: eine weit verbreitete Aversion gegen Unannehmlichkeiten, Anstrengungen und Zumutungen aller Art. Wo immer etwas aufpoppt, was das kuschelige Wohlbefinden des Einzelnen zu bedrohen scheint, wird sofort der Staat vom drohenden Ausbruch des Elends benachrichtigt und mit sofortiger Schmerzlinderung beauftragt.

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