Geldpolitik

EZB: „Sind bereit, alle Instrumente anzupassen“

Pressekonferenz der EZB Europaeische Zentralbank Aktuell, 03.02.2022, Frankfurt, Christine Lagarde Praesidentin der Eur
Pressekonferenz der EZB Europaeische Zentralbank Aktuell, 03.02.2022, Frankfurt, Christine Lagarde Praesidentin der Eurimago images/Political-Moments
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EZB-Präsidentin Lagarde zeigt sich „überrascht“ über den Anstieg der Inflation. Die konkrete Geldpolitik wird zwar nicht verändert, dafür aber das Wording. Im März soll es mit frischen Daten eine Neubewertung geben.

Wien. Wie erwartet blieb die Geldpolitik der EZB bei ihrer jüngsten Zinssitzung am Donnerstag unverändert. So wird weder der Leitzins in absehbarer Zeit von seinem derzeitigen Niveau von null Prozent angehoben noch der Ausstieg aus dem Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP gegenüber den im Dezember getroffenen Entscheidungen (Auslaufen per Ende März) hinaus beschleunigt. Dennoch brachte die zuletzt auf den höchsten Stand seit Anfang der 1980er-Jahre gestiegene Inflation eine Veränderung – und zwar beim Wording der EZB-Spitze.

Konkret erklärte Christine Lagarde, die Präsidentin der Zentralbank, in ihrer traditionellen Pressekonferenz nach der Sitzung, dass die EZB bereit sei, „alle Instrumente anzupassen, um mittelfristig das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen“. Damit insinuiert sie auch eine mögliche Anhebung der Zinsen, was im Dezember für dieses Jahr noch als „sehr unwahrscheinlich“ bezeichnet und somit de facto ausgeschlossen worden ist. Damals hieß es zudem noch, dass die Wirtschaft nach wie vor eine unterstützende Geldpolitik brauche, um aus der Krise zu kommen. Davon war am Donnerstag keine Rede mehr.

„Überraschender Anstieg“

Zwar erklärte Lagarde, dass die europäische Wirtschaft im ersten Quartal noch durch die Pandemie beeinträchtigt worden sei, die negativen Auswirkungen dieser aber von „Welle zu Welle“ geringer würden. Auf der anderen Seite habe es im Dezember und Jänner einen starken Anstieg der Inflation gegeben. Wie berichtet, ist die Teuerung im ersten Monat des Jahres in der Eurozone auf 5,1 Prozent angestiegen – liegt also deutlich über dem EZB-Ziel von zwei Prozent.

Dieser Anstieg sei für die Zentralbank „überraschend“ gekommen, so Lagarde, die Kritik an den Modellen der EZB-Ökonomen jedoch zurückwies. „Ich habe vollstes Vertrauen in unsere Mitarbeiter, dass sie das Beste tun und sämtliche Eventualitäten in ihre Berechnungen einfließen lassen. Die meisten Prognostiker waren vom derzeitigen Energiepreisschock überrascht.“

Bei der Zentralbank ist man nach wie vor der Ansicht, dass sich der Preisauftrieb bei der Energie im Lauf des Jahres wieder deutlich abschwächen wird. „Die Inflation wird aber länger hoch bleiben, als wir bisher erwartet haben“, so Lagarde. Ob dies auch bedeute, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs anpassen und – ähnlich wie die US-Notenbank Federal Reserve oder die Bank of England – die Leitzinsen anheben muss, solle auf der nächsten Zinssitzung am 10. März noch einmal „im Detail“ diskutiert werden. Bis dahin habe man auch neuere Daten und könne somit die Lage besser beurteilen, so Lagarde.

„Allgemeine Beunruhigung“

Denn man sei sich innerhalb des EZB-Rats einig gewesen, dass keine vorschnelle Entscheidung getroffen werden soll. Gleichzeitig versichert Lagarde: „Es gab eine allgemeine Beunruhigung am gesamten Tisch über die weiteren Upside-Risken. Denn wir sind alle dem Mandat der Preisstabilität verpflichtet. Und wir wissen, dass die Teuerung vor allem jene trifft, die jeden Tag damit kämpfen, dass die Preise so stark steigen.“

In der schriftlichen Ausfertigung der Beschlüsse des EZB-Rats heißt es dazu, dass es bei dem Ziel, mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent zu erreichen, kurzfristig eine „Übergangsphase“ geben könne, in der dieses Ziel auch überschritten wird.

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