Fahrbericht

Eine Art Comeback: Toyota Camry, Amerikas Bestseller

So fährt Amerika, wenn es „Cars“ fährt: Toyota Camry, bei uns als Hybrid only.
So fährt Amerika, wenn es „Cars“ fährt: Toyota Camry, bei uns als Hybrid only. (c) Henke
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Digitale Avantgarde wird im Toyota Camry nicht geboten, eher eine Limousine nach alter Schule – freilich mit zeitgemäßem Antrieb.

In den USA steht das Modell für die Pkw-Mittelklasse schlechthin: Der Camry ist Toyotas verlässlicher Bestseller. Folgt man der typischen US-Einteilung des Automarkts in Trucks, SUVs und Cars, ist der Camry überhaupt das meistverkaufte Auto des Landes, einmal mehr im Vorjahr, als fast 314.000 Exemplare davon verkauft wurden. Das entspricht nahezu einem Drittel aller Autos, die Toyota 2021 in ganz Europa absetzte. Wobei der Camry hier wiederum so gut wie gar keine Rolle spielt.

Seltene Sichtung

Vielmehr war die Baureihe seit 2003 auf Tauchstation, ehe sie 2019 zurückkehrte. In der damaligen Boomzeit des Dieselantriebs sah man für das Benziner-only-Modell keine Chancen auf dem Markt. Das sollte sich mittlerweile doch dramatisch verbessert haben: Diesel ist ins Abseits geraten, und alles Elektrifizierte legt kräftig zu. Weswegen der Camry auch nur als Hybrid zu uns kommt.

Dennoch scheint es, als träfe das Modell nicht ganz den Geschmack der Käufer: Der Camry ist eine seltene Sichtung auf unseren Straßen. Am ehesten noch als Taxi. Das liegt sicherlich am Format selbst: Ausgewachsene Limousinen, die nicht Audi, BMW, Mercedes oder Skoda heißen, tun sich schwer in unseren Breiten. Ein Kombi würde helfen, doch den gibt's vom Camry nicht (aber von anderen Toyota-Modellen). Vielleicht haben sich die Qualitäten des Camry auch einfach nur nicht ausreichend herumgesprochen.

Zwei Prozent NoVA

Und die sind durchaus vorhanden. Zunächst gibt es nicht viele 4,9-Meter-Limousinen in der Preisklasse, zumal schon die Ausstattung der Basisversion („Business“, ab 40.990 Euro) anderswo einen längeren Gang durch die Aufpreisliste erfordern würde. Die wichtigen Dinge sind an Bord, LED-Licht, Tempomat mit Abstandshalter, einige andere Komfort- und Assistenz-Features (auch Automatik, die gehört natürlich zum hybriden Antriebssystem).

Das hat sehr wesentlich mit den bloß zwei Prozent NoVA zu tun, die den Camry mit seinem niedrigen Benzinverbrauch treffen. Und die offiziell 5,3 Liter/100 km sind kein leeres Versprechen.

Wir waren in der opulenten „VIP“-Ausführung (ab 47.690 Euro) unterwegs, und die hierfür ausgerufenen 5,5 Liter haben wir zufällig auf die Kommastelle genau getroffen. Ein feiner Wert für ein mit 178 PS ordentlich motorisiertes, großes Auto.

Nach US-Manier

Für notorisch Eilige dennoch kaum die richtige Wahl. Einen Hybriden wie den Camry fährt man flott von der Ampel weg, weil dies leichtfüßig und leise durch den elektrischen Zustupf vonstatten geht. Dann pendelt man sich im Bereich der geltenden Tempolimits ein und überlässt das Überholen und Drängeln anderen. Gibt ja genug, die sich darum reißen.
Würde man das selbt tun, wäre man schnell genervt vom Charakter des Hybrid-typischen CVT-Getriebes (die Abkürzung für stufenlos), das die Drehzahl orgeln lässt, sobald volle Leistung gefragt ist. Den Camry fährt man nach US-Manier, im pulsberuhigten Cruising-Modus, dann kommt man auch auf schöne Verbrauchswerte. Und geschonte Nerven.

Der Camry ist ein bisschen ein Oldie-Typ, mehr analog-konservativ als digitale Avantgarde. Futurismus, „fancy“ Effekte oder Hightech-Gadgets spielt er nicht. Das Display mit etwas altvaterischer Menüführung gibt zur Unterhaltung wenig her, fast alle Funktionen lassen sich mit Drehregler oder Tasten steuern (Apple CarPlay und Android Auto wollen natürlich getouched werden). Das kann man alles auch als Vorteil sehen, der Innenraum ist schön ausgeführt und das Cockpit ergonomisch top.

Eindeutig punkten kann der Camry mit seinem Platzangebot, vier Reisende können sich dehnen und strecken, und im Kofferraum bemühen sich 524 Liter Stauraum, den nicht vorhandenen Kombi wettzumachen. Mit aufgestellten Lehnen.

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