Die Heroisierung der „Trümmerfrauen“ setzte in Österreich erst in den 1980er-Jahren ein.
Geschichte

Die erfundenen Nachkriegsheldinnen

2,5 Millionen Stunden „Sühnearbeit“ mussten 6000 ehemalige NSDAP-Mitglieder 1945/46 auf den Straßen Wiens leisten. Später wurden sie als „Trümmerfrauen“ heroisiert. Ein Forschungsprojekt räumt mit dem Mythos um sie auf.

Das Schuttschaufeln begann Anfang Juni 1945 und dauerte den ganzen Sommer hindurch“, schreibt Andrea A. am 12. Juli 1951 an den Magistrat der Stadt Wien. In dem Schreiben sucht das ehemalige NSDAP-Mitglied um Entschädigung für diese sogenannte Sühnearbeit an. Es handelt sich dabei um einen von 6000 derartigen Briefen, die Martin Tschiggerl, Historiker an der Universität des Saarlandes, in einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt untersucht.

Der Forscher, der bis 2020 an der Universität Wien tätig war und den Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Umgang mit der NS-Zeit in Österreich gelegt hat, begibt sich darin auf die Spuren des „Trümmerfrauen“-Mythos. Der Begriff wurde geprägt für eine Gruppe vermeintlich Freiwilliger, die in österreichischen und deutschen Städten tatkräftig mit anpackten, um die im Zweiten Weltkrieg verursachten Schäden zu beseitigen. Tschiggerl geht anhand neuer Quellen der Genese ihrer Heroisierung in Wien nach.

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