Privatgespräch

Johnson singt über "Partygate"-Affäre: "I will survive"

So inszenierte sich das Ehepaar Johnson vor Weihnachten, als der Druck auf Boris Johnson noch ein Stück weit geringer war.
So inszenierte sich das Ehepaar Johnson vor Weihnachten, als der Druck auf Boris Johnson noch ein Stück weit geringer war.via REUTERS
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Der neue Kommunikationschef erzählt von gemeinsamen Gesangseinlagen mit Premier Johnson, während Ehefrau Carrie Johnson über eine "brutalen Diffamierungskampagne" von "Feinden" ihres Mannes spricht.

Der britische Premierminister Boris Johnson (57) bemüht in der "Partygate"-Affäre einen Partyklassiker, um seinen Kampfgeist zu beweisen. Johnsons neuer Kommunikationschef Guto Harri berichtete dem Nachrichtenportal Golwg360 am Montag, dass er den konservativen Regierungschef als erstes gefragt habe: "Wirst Du das überstehen, Boris?" ("Are you going to survive, Boris?"). Daraufhin habe der Premier angefangen, den Song von Gloria Gaynor von sich zu geben: "I will survive."

Dann sangen beide angeblich die nächsten zwei Zeilen noch gemeinsam weiter. Harri soll die Außendarstellung der Regierung verbessern, die schweren Schaden genommen hat. Als Johnson auf die Anekdote angesprochen wurde, lachte er lediglich. Ein Regierungssprecher sagte, der Premierminister kommentiere private Unterhaltungen nicht.

Ansonsten sagte Harri über seinen neuen Chef: "Er ist kein Clown, er ist ein sehr liebenswürdiger Charakter. 90 Prozent unserer Diskussion sind sehr ernsthaft, aber er ist ein Charaktertyp und hat auch mal Spaß. Er ist nicht der Teufel, als den ihn einige falsch charakterisiert haben."

Johnson steht seit Wochen wegen der Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street unter Druck. Sogar mehrere Abgeordnete seiner Konservativen Partei fordern seinen Rücktritt. Der Premier tauschte kürzlich mehrere Berater aus, um Führungsstärke zu demonstrieren.

Währenddessen hat sich auch Abba-Star Benny Andersson vorsorglich von Johnson distanziert - angeblich seien bei der illegalen Party Abba-Songs gespielt worden, britische Medien sprachen auch von einer „Abba-Party.“ "Das ist eine Johnson-Party, bei der zufällig etwas Abba-Musik gespielt wurde“, so Andersson.

Carrie Johnson weist Vorwürfe zurück

In einer seltenen öffentlichen Äußerung hat unterdessen Carrie Johnson jede Einmischung in politische Entscheidungen ihres Ehemannes bestritten. Die Vorwürfe, sie beeinflusse den Regierungschef, gehörten zu einer "brutalen Diffamierungskampagne von Feinden ihres Ehemannes", ließ Carrie Johnson am Sonntagabend mitteilen.

"Dies ist der jüngste Versuch von verbitterten Ex-Amtsträgern, sie zu diskreditieren. Sie ist eine Privatperson, die keine Rolle in der Regierung innehat", hieß es.

Kritik von Großspender

Carrie Johnson wird immer wieder vorgeworfen, sie beeinflusse ihren Ehemann. So setze sich der Premierminister in jüngerer Zeit viel stärker für Tierrechte ein. Carrie Johnson ist als engagierte Tierschützerin bekannt. Der frühere Schatzmeister der Konservativen Partei und Tory-Großspender Michael Ashcroft kritisierte in einer nicht autorisierten Biografie Carrie Johnsons, die am Wochenende erschien, die 33-Jährige halte Boris Johnson davon ab, Großbritannien "so effektiv zu regieren, wie es die Wähler verdienen".

Carrie und Boris Johnson sind seit 2018 liiert. Sie haben zwei Kinder - der Sohn Wilfred wurde im April 2020 geboren, die Tochter Romy am 9. Dezember 2021.

(APA/dpa)

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