Winterspiele 2022

Mixed-Springen als Farce: "Sind doch kein Zeltverleih!"

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SKI-JUMPING-OLY-2022-BEIJING-MIXED-TEAM-TRIALAPA/AFP/POOL/LARS BARON
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Skispringen. Viele Disqualifikationen überschatteten die Olympia-Premiere dieses Bewerbes, es traf auch Daniela Iraschko-Stolz. Slowenien siegt vor Russland und Kanada. ÖSV-Sportchef Mario Stecher wundert sich über die Kontrollen.

Zhangjiakou. Nicht jede Premiere eines Olympia-Bewerbes muss zwangsläufig auch begeistern. Und sorgen vor ernüchternd leeren Rängen auch noch die Materialkontrolleure für Verwirrung mit einer „Aktion Scharf“, erhält vieles eine Schieflage. Während Slowenien vor Russland und sensationell Kanada – es ist die erste Springer-Medaille der Ahornblätter überhaupt – auf das Mixed-Podest sprangen, gingen große Skisprung-Nationen wie Japan, Norwegen oder Österreich leer aus. Denn ihre Springerinnen wurden disqualifiziert, weil der Anzug nicht passte.

Was bei den ÖSV-Damen schon im Einzel für Kopfschütteln sorgte, weil die als Ersatz für Marita Kramer angereiste Sophie Sorschag wegen Sponsoraufklebern, die bei Olympia verboten sind, disqualifiziert worden ist, traf im Mixed flächendeckend auf Verwunderung. Bei den Österreicherinnen erwischte es diesmal die Schanzen-Doyenne, Daniela Irascho-Stolz. „Mein Hüftbandl war um einen Zentimeter zu groß“, sagte die Tirolerin, die mit diesem Anzug schon oft in der Saison gesprungen war. Damit war es um ihr Selbstvertrauen, ohnehin wegen anhaltender Schmerzen im linken Fuß, geschehen. Nichts gelang mehr im zweiten Durchgang (im neuen Gewand). „Es tut mir unglaublich leid!“

Statt einer fix geglaubten Gold-Medaille mit Kramer, Eder, Kraft und Fetter setzte es also eine herbe Enttäuschung für die Schanzen-Abteilung des Skiverbandes. Der Farce nicht genug, keimte intern auch Streit auf. Der wegen Corona-Kontakten in Österreich gebliebene Cheftrainer Harald Rodlauer fühlte sich nicht eingebunden, lenkte seinen Groll gegen vom Assistenten zur Chef-Vertretung aufgestiegenen Thomas Diethart. „Er hat mich nie anegrufen“, schimpfte Rodlauer in der „Tiroler Tageszeitung“. Ob Diethart auch die Anzüge geprüft hat?

Von diesem Theater genervt schien ÖSV-Sportchef Mario Stecher. „Es war kurios, was da abgelaufen ist. Nur, wir brauchen uns nicht beschweren. Danis Anzug war zu weit. punkt.“ Dennoch fand Stecher einen Ansatz, der diesem Sport einen „gewaltigen Imageschaden“ bereitet hätte.

Die FIS-Kontrolleure, eine Japanerin und ein Finne, hätten das ganze Jahr Zeit gehabt, System und Regeln klar abzustecken. Jetzt, bei Olympia so eine Aktion zu starten, sei äußerst fragwürdig. „Jetzt glauben alle, dass hier betrogen wird. Oder, dass Österreicher Anzüge nicht richtig schneidern können. Dabei sind wird doch nicht der Tiroler Zeltverleih!“ (fin)

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