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Im privaten Jet

In der EU verantwortet ein Prozent  der Bevölkerung immerhin 27 Prozent  der Emissionen – doch bisher zahlen die Unteren brav  für die Oberen mit.
In der EU verantwortet ein Prozent der Bevölkerung immerhin 27 Prozent der Emissionen – doch bisher zahlen die Unteren brav für die Oberen mit.unsplash
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Die Klimakatastrophe-Einbrocker sollen die von ihnen verursachten Kosten übernehmen.

Daheim ist es am schönsten, noch schöner als in Kärnten. 2017 sorgte Superstar Elton John zwischen zwei aufeinanderfolgenden Österreich-Konzerten, das erste in Klagenfurt, für Staunen: Der agile Altpianist nützte den freien Tag nicht etwa, um den Lindwurm zu besichtigen, er flog mit seinem Privatjet heim nach London und zurück.


Privatflugzeuge für Businessleute oder Stars machen nur zwei Prozent des Flugverkehrs aus, doch sie gelten als obszön energieintensiv. Laut einem Bericht der Verkehrs-NGO-Dachorganisation Transport and Enviromnment (T&E) aus dem Vorjahr produzieren die teils charter­baren Maschinen pro Kopf ungefähr das zehnfache CO2 verglichen mit Linien­flügen, zudem befliegen sie meist Kurzstrecken. 2015 bis ’19 hatten sich die ­Privatmaschinen-Emissionen in absoluten Zahlen um ein Drittel erhöht. In der Luftfahrtskrise vermeldete dieses Segment guten Zuwachs. Während der Flugverkehr um 60 Prozent einbrach, endete das Coronajahr für Privatanbieter mit einem Plus von elf Prozent.
Ein vierstündiger Businessflug stößt laut T&E ebenso viel CO2 aus, wie eine europäische Durchschnittsperson pro Jahr verbraucht. Trotz ihrer bestürzenden Ineffizienz werden Privatjets bisher paradoxerweise nicht besteuert, sind vom EU-Emissionshandel ausgeschlossen, und generelle Kerosinsteuern fehlen weiterhin. Solche Abgaben brächen niemandem das Genick – der durchschnittliche Privatjet-Eigentümer blickt eh bereits auf ein Vermögen von 1,3 Milliarden Euro. Eine proportional zur ­Flugdistanz angewandte Steuer würde ­Verursachergerechtigkeit üben, die ­Milliardeneinnahmen könnten den Ausbau umweltfreundlicher Flugtechnologien für alle beschleunigen.


Gerade Kurzstreckenflüge eignen sich ideal zur Förderung dekarbonisierter Technologien (Wasserstoff- oder Elektromaschinen). Sinnvoll wäre auch ein ­Verbot fossiler Privatflüge ab 2030. Wir benötigen dafür nur noch einen euro­päischen Gesetzgeber, der im Sinne des Gemeinwohls die Einflüsterungen dubioser Lobbyisten ignoriert. Jene, die uns die Klimakatastrophe einbrocken, sollten ihren gerechten Anteil zahlen. Zumindest annähernd. Elton John, schau umma! 

("Die Presse Schaufenster" vom 04.02.2022)

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