Quergeschrieben

Das Kopftuch: Ein grünes Legerl vulgo Nullnummer

Lehrerin mit Kopftuch in einer deutschen Schule gestelltes Foto Im sogenannten Kopftuchurteil des
Lehrerin mit Kopftuch in einer deutschen Schule gestelltes Foto Im sogenannten Kopftuchurteil desimago/epd
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Oberflächlich besehen haben die Wiener Atomverhandlungen und das türkis-grüne Geheimpapier zur Kopftuchfrage nichts miteinander zu tun. In Wahrheit aber doch.

Im Palais Coburg verhandelten hochrangige Delegationen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, China sowie der Außenbeauftragte der EU mit dem Iran über die Rettung des Atomabkommens von 2015, das von den USA im Mai 2018 aufgekündigt worden war. Auf dem Wiener Stephansplatz fand sich zur gleichen Zeit ein kleines Grüppchen von Exil-Iranern ein, die gegen das Regime in ihrer Heimat protestierten. Die Kundgebung auf dem Stephansplatz richtete sich aber auch gegen westliche Regierungen, die eher am iranischen Erdöl als an Menschenrechtsverletzungen, Folterungen und Todesurteilen interessiert wären. Manche trugen Schilder mit Namen und Fotos von Menschen, die in iranischen Gefängnissen verschwunden sind, darunter Frauen wegen Verstößen gegen die islamische Kleiderordnung. Seit Ayatollah Khomeinis Machtübernahme am 11. Februar 1979 müssen alle Frauen und Mädchen ab neun Jahren in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie einen langen, weiten Mantel tragen. Hunderttausende Iranerinnen wurden wegen ihres „offenen sündhaften Auftretens in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch“ sowie „Störung der öffentlichen Ordnung“ eingesperrt.

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Die Atomverhandlungen sind von weltweitem Interesse. Aber auf dem Stephansplatz blieben nur wenige Passanten stehen, als einer der Demonstranten zum Megafon griff. Wen interessiert schon das Schicksal von Exil-Iranern? Dabei war die Botschaft des Mannes überdeutlich: Weibliche Mitglieder westlicher Delegationen, Diplomatinnen und Politikerinnen würden Verrat an Irans Frauen üben, wenn sie sich dort ihr Haar verhüllen. Wie Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi forderte auch dieser Exil-Iraner Solidarität: „Tragen Sie kein Kopftuch in einem Land mit Zwangsverschleierung!“

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