Pizzicato

California Dreamin'

Mit federleichter Hand zauberte Zhang Yimou bei der Olympia-Eröffnung Schneekristalle poetisch ins blau schimmernde „Vogelnest“.

Für die meisterhafte Inszenierung würde dem chinesischen Spielberg ein Oscar gebühren. Dass die Realität ein Kontrastprogramm vermittelt, ist nicht seine Schuld. Der „Rock“ in Yanqing, die Loipen in Zhangjiakou – von Eishauch überzogen und oft vom Winde verweht. Die karge Bergwelt am Rande der Gobi-Wüste drängt eine Frage David Bowies auf: „Is There Life on Mars?“

Sein Song „Life on Mars“ ragt aus dem Soundtrack von „Licorice Pizza“ heraus, der eine Parallelwelt zur chinesischen Einöde heraufbeschwört – das knallbunte Post-Hippie-Kalifornien der frühen Seventies zur Zeit des Ölschocks. California Dreamin': Mental liegen uns das San Fernando Valley oder Encino eben näher. Paul Thomas Anderson schuf das nostalgische Feelgood-Movie des Jahres, den Anti-Corona-Film schlechthin: Sean Penn als William Holden, Bradley Cooper als Starfigaro und Barbara-Streisand-Lover und Tom Waits als Tom Waits sind „hilarious“, wie sie in Hollywood sagen – und Alana Haim als Protagonistin ist schlicht eine Sensation.

Nichts liebt Hollywood mehr als Filme über Lalaland. Bei den Oscar-Nominierungen wird ein Regen auf „Licorice Pizza“ niedergehen – und nicht Frösche wie in Andersons „Magnolia“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2022)

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