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Mitreden: Wie schützen Sie sich vor der Inflation?

Die Teuerungsrate ist auf den höchsten Wert seit November 1984 hochgesprungen. Die EZB spricht von einem „temporären“ Phänomen, andere warnen vor einem fortschreitenden Verlust der Kaufkraft. Diskutieren Sie mit!

Die Teuerung ist in Österreich im Jänner auf 5,1 Prozent hochgesprungen. Es ist der höchste Wert seit November 1984. Der rasche Anstieg der Inflation bereitet Politikern wie Ökonomen seit Monaten Kopfzerbrechen, wie David Freudenthaler analysiert.

„Überrascht“ zeigt sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde über den Anstieg der Inflation in Europa. Die lockere Geldpolitik wird aber vorerst nicht verändert, wie Jakob Zirm in diesem Beitrag erklärt. Im Vergleich dazu reagiert die amerikanische Notenbank Fed jetzt auf die Teuerung.

Agenda-Austria-Chef Franz Schellhornbeschreibt die aktuelle Lage in Europa in einem Gastkommentar so: „Würde die EZB jetzt die Zinsen erhöhen, riskierte sie eine Staatsschuldenkrise in Teilen der Eurozone. Das wissen die Vertreter der Schuldenländer in den EZB-Gremien zu verhindern. Erhöht die EZB die Zinsen aber nicht, droht den Bürgern im Euroraum ein fortschreitender Verlust ihrer Kaufkraft."

Auch die Einschätzung von „Presse"-Wirtschaftskolumnist Josef Urschitz zur Geldpolitik in Europa ist wenig optimistisch: „Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit auf eine Wand zu, und die Mannschaft am Steuer diskutiert darüber, ob man das Gas ein wenig zurücknehmen soll oder nicht. Statt zu bremsen. Normalerweise geht so etwas nicht gut aus“, schreibt er in einem aktuellen Kommentar.

Robert Holzmann, seit 2019 Gouverneur der Österreichischen Nationalbank und Mitglied des EZB-Rates, sieht das im „Presse"-Interview freilich etwas anders. Er sagt: „Wir gehen alle davon aus, dass die Inflation zurückgehen wird. Die Frage ist nur, in welcher Zeitperiode? Die ursprüngliche Annahme aller Modelle war, dass es Anfang 2022 zu einer Beruhigung kommen und es im vierten Quartal dann einen starken Rückgang geben würde.“ Außerdem warnt er: "Es wäre ein Problem, wenn die Zinsen abrupt steigen“. Warum eine Rückkehr zur konventionellen Geldpolitik derzeit aus seiner Sicht nicht möglich ist, erklärt Holzmann im „Presse"-Gespräch.

Jakob Zirmkommentiert dazu in einer Morgenglosse: „Die aktuelle Führungsriege der Europäischen Zentralbank hofft weiterhin darauf, dass die Inflation nur 'temporär' ist. Der wichtigsten ökonomischen Institution Europas tut sie damit nichts Gutes."

Was können Anleger jetzt tun? Susanne Bickel hat sich angehört, was die Erste Bank dazu zu sagen hat: Nämlich, dass Aktien aufgrund des Zinsniveaus alternativlos sind und vor allem auch als Schutz vor Inflation dienen. Auch Norbert Rief schreibt in einem Leitartikel: „Wer derzeit Aktien besitzt, braucht gute Nerven.“ Dennoch bekräftigt er: „Aktien sind das bessere Sparbuch“.

Die Diskussion um Wertpapiere als Altersvorsorge wurde übrigens nicht nur wegen der Inflation angefacht, sondern auch wegen einer steuerlichen Änderung: Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) möchte die Kursgewinne bei Aktien und anderen Wertpapiere nach einer Behaltefrist steuerfrei stellen. Kritisch steht demgegenüber Arbeiterkammer-Ökonom Dominik Bernhofer. Er schreibt in einem Gastkommentar: „Vorsorge ist mehr als Finanzveranlagung. Ein guter Job, eine sichere staatliche Pension und eine leistbare Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung sind für die Altersvorsorge der Bevölkerung viel wichtiger als Steuergoodies für Wertpapierdepots."

(sk)

Diskutieren Sie mit: Wie „temporär“ ist die Teuerung? Wie sollte die EZB reagieren? Ist heuer noch mit einer Zinswende zu rechnen? Und: Wie wehren sie sich gegen die Inflation?

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