Morgenglosse

„Betonierer Ludwig“: Sie haben ihm ein Denkmal gebaut?

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´ENTH�LLUNG ´MAHNMAL DER WIENER BETONPOLITIK´(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Die Liebe zwischen Bürgermeister Ludwig und den Klimaaktivisten ist versaut. Aber was ist mit der Wissenschaft?

„Sie haben uns ein Denkmal gebaut. Und jeder Vollidiot weiß, dass das die Liebe versaut.“ Ob der Hit der deutschen Band „Wir sind Helden“ am Donnerstag in Michael Ludwigs Büro aufgedreht wurde? Passen würde es. Dem Wiener Bürgermeister haben Klimaaktivisten und Umweltorganisationen am Donnerstag ein Denkmal – oder wie sie es nannten: „Mahnmal für die Wiener Betonpolitik“ – gewidmet. Im Rathauspark wurde eine riesige Betonstatue mit Ludwigs Antlitz enthüllt. Der „Betonmichi“, wie der Bürgermeister in Klimaschützer-Kreisen schon länger genannt wird, schaut seinem realen Vorbild verblüffend ähnlich. (Gratulation an dieser Stelle an den Künstler und Bildhauer Gerald Karlovits.)

Fest steht jedenfalls, die Liebe ist versaut. Noch mehr mit, aber nicht erst seit dem Denkmal. Im Streit um die Stadtstraße sind die Fronten zwischen Stadtregierung und Klimaaktivisten längst verhärtet. Auch die Stadt hat einiges dazu beigetragen, man denke nur an die berühmt gewordenen Klagsdrohungen an Kinder und Jugendliche, an den Verzicht Ludwigs, den Brandanschlag im Stadtstraßen-Protestcamp zu verurteilen, und zu guter Letzt an die mit Polizeigewalt durchgesetzte Räumung der Baustellenbesetzung.

Für Ludwig mag die Sache seit dem abermaligen Aufrollen der Bagger erledigt sein. Ob er tatsächlich den Titel Beton-Bürgermeister verdient hat, ist Ansichtssache. Zumindest aber bleibt nach fünf Monaten Diskussion ein fahler Beigeschmack an dem Bild des sonst so besonnen agierenden Bürgermeisters.

Eines fällt besonders auf: In Sachen Corona traf Ludwig seine Entscheidungen über Wiens Weg stets erst, nachdem er sich mit namhaften Experten besprochen hatte. Anders bei der Stadtstraße: Mittlerweile wöchentlich geben Experten aus Sparten Verkehr, Klimaforschung oder Ökonomie Pressekonferenzen, um auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen Empfehlungen in der Sache abzugeben. Erst am Mittwoch hieß es von Wissenschaftern der TU, WU und BOKU wieder, man hoffe auf Gespräche mit der Stadt. Doch hier scheint Ludwig die Wissenschaft eher lästig zu sein.

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