Aufklärung

Klitoris erstmals zur Gänze in Schulbüchern abgebildet

Bisher waren Abbildung des weiblichen Genitalsbereich immer unvollständig.
Bisher waren Abbildung des weiblichen Genitalsbereich immer unvollständig.(c) Getty Images (Sean Gallup)
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Die Klitoris war in Schulbüchern bis dato unvollständig abgebildet. Nach lauter Kritik wurden jetzt viele Darstellungen erneuert - die Verlage Klett, Westermann und Cornelsen machen den Anfang.

Männliche Geschlechtsorgane, etwa der Penis, wurden in Schulbüchern schon immer recht ausführlich behandelt. Sie wurden nicht nur anhand ihrer Funktion, sondern ebenso anhand von Lustempfinden und Erotik erklärt. Anders sieht es bei den weiblichen Geschlechtsorganen aus. Sie wurden in der Regel auf die Vagina beziehungsweise Scheide - also die Öffnung und den Muskelschlauch - reduziert sowie auf ihre Fortpflanzungsfunktion. Die Klitoris etwa wurde meist - fälschlicherweise - nur als kleiner Knopf dargestellt. Eigentlich ist sie aber ein rund zehn Zentimeter langer Organkomplex inklusive Schwellkörpern. Drei deutsche Schulbuchverlage, Klett, Westermann und Cornelsen, haben ihre Abbildung der Klitoris bildlich und teilweise auch sprachlich korrigiert.

Sprachsensible Darstellung des weiblichen Genitalbereichs
Sprachsensible Darstellung des weiblichen GenitalbereichsErnst Klett Verlag GmbH

Das erbsengroße bisher als Klitoris bezeichnete Etwas trägt hier die Bezeichnung Klitoriseichel. Auch die Benennungen „kleine und große Schamlippen“ wurden durch „innere und äußere Vulvalippen“ ersetzt. Das birgt Chancen in zweierlei Hinsicht: Zum einen können die inneren Vulvalippen auch größer sein, als die äußeren - Frauen mit großen inneren Vulvalippen fühlen sich durch die frühere Ausdrucksweise oft anormal - zum anderen ist der Begriff „Scham“ oft negativ konnotiert, weshalb Vulvalippen der sprachsensiblere Begriff ist. Letzteres hat bisher einzig der Verlag Klett umgesetzt.

Der Cornelsen Verlag geht indes auf die sexuelle Erregbarkeit der Klitoris ein. Im Buch wird sie als Schwellkörper beschrieben und mit dem Penis verglichen. Schülerinnen und Schülern würde damit vermittelt werden, dass es beim Sex um mehr geht als lediglich den Penis in die Scheide einzuführen. Zudem klärt der Verlag über Mythen rund um das erste Mal auf. Am Jungfernhäutchen etwa könne man nicht erkennen, ob eine Frau penetrativen Sex hatte oder nicht und nicht alle Frauen würden beim ersten Mal bluten.

Antworten auf die Kritik einer Lehrerin

Mitverantwortlich für die Überarbeitung ist die in Berlin ansässige Biologie- und Sport-Lehrerin Sina Krüger. Die 27-Jährige widmete sich im Rahmen ihrer Masterarbeit der Darstellung des weiblichen Genitalbereichs in Schulbüchern. Gegenüber der Taz tut Krüger ihrer Begeisterung kund: „Es (die Überarbeitung, Anm. der Red.) schafft einen Raum für Schülerinnen und Schüler sich zu trauen, Fragen über sexuelle Lust und das weibliche Geschlecht zu stellen. Das kann Mythen und gesellschaftlichen Druck abbauen und so zu einer besseren sexuellen Gesundheit bis ins Erwachsenenalter beitragen. Außerdem hat es viel mit Repräsentation und Gleichstellung zu tun.“ 

>> Zum Taz-Interview

(evdin)

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