Zugegeben, ich bin ziemlich hobbylos. Würde mir ein Kind sein Freundebuch unter die Nase halten, ich käme beim Ausfüllen in Erklärungsnot.
Jetzt könnte man sagen: Glück gehabt, dass ich ohnehin keine Kinder kenne, die mir dort einen Platz einräumen würden. Diesen entlarvenden Moment, in dem man zugeben muss, weder stricken noch bouldern zu können, kenne ich aber trotzdem nur zu gut – aus dem Smalltalk.
Nichts bringt mich mehr in Verlegenheit als die Frage, die früher oder später immer fällt, wenn eine unangenehme Gesprächspause entsteht: Und, was sind deine Hobbys? Ich habe darauf keine Antwort. Und spätestens seit der Coronazeit kann ich nicht einmal fehlende Zeit als Grund vorschieben.
Vielleicht liegt es ja daran, dass mir die Suche nach einem neuen Hobby bisher mehr Ärger als Freude bereitete. So wie damals, als schon die dritte Stunde des Taekwondo-Kurses im Krankenhaus endete, weil ich mir den Fuß gebrochen hatte (und nein, leider nicht bei einem spektakulären Zweikampf, sondern lediglich beim Kampf mit meinem eigenen Gleichgewicht). Oder als ich mein Türschloss mit einer Haarnadel ruinierte, nachdem ich nach einer Joggingrunde zwar euphorisch, aber ohne Schlüssel nach Hause kam. Die Pflanzen, die ich aus Samen heranzog, starben meist früher als später. Und meine Freunde amüsieren sich noch heute köstlich über meinen Versuch, gesundes Bananenbrot zu backen.
Ein Blick in mein eigenes Freundebuch aus Kindertagen zeigt, dass das wohl nicht immer so war. In der Hobby-Spalte habe ich beim Eintragen sogar über den Rand hinausgeschrieben: Gitarre spielen, Akrobatik, singen, Playmobil, Hip-Hop tanzen, ins Kino gehen, Sims spielen, Jiu Jitsu. Und ich erinnere mich an keinen einzigen Krankenhausbesuch aus dieser Zeit.
Kann man Hobbys irgendwann aufbrauchen? Wir werden sehen: Nächste Woche gehe ich zumindest das erste Mal zum Flamenco-Kurs. Bitte wünschen Sie mir Glück.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2022)