In Charkiw, Ukraine, sprechen die meisten russisch. Der große Nachbar war ihnen immer nah. Doch nun gehen viele auf Distanz. Sie fühlen sich bedroht.
Merry Christmas to Everyone“: Die Lautsprecher über einem Café im Herzen von Charkiw beschallen Passanten an einem Februarabend mit Weihnachtsklassikern. Zwei Gehminuten weiter, am mächtigen Freiheitsplatz, drehen Familien auf Schlittschuhen ihre Runden. Aber auf halbem Weg zwischen Café und Eislaufplatz wird nicht an Weihnachten und Eisträume erinnert, sondern an den Krieg.
Wie ein Museumsstück stellen Aktivisten hier eine russische Rakete aus, die im Konflikt im Donbass abgefeuert worden sein soll. Sie zeigen auch zahlreiche Aufnahmen von Soldaten und ein Gruselbild von Wladimir Putin. Und sie werfen eine Frage auf: Ist Charkiw als Nächstes dran? Die mit 1,5 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt der Ukraine? Die nur 40 Kilometer von der russischen Grenze trennen?