Die Ich-Pleite

Serviceline aus der Hölle

Carolina Frank
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„Schön, dass Sie anrufen. Ihr Serviceteam ist sofort für Sie da. Vielen Dank für Ihre Geduld. Der nächste freie Berater freut sich auf das persönliche Gespräch mit Ihnen. Persönliches Service ist das Wichtigste.“

„Schön, dass Sie anrufen. Ihr Serviceteam ist sofort für Sie da. Vielen Dank für Ihre Geduld. Der nächste freie Berater freut sich auf das persönliche Gespräch mit Ihnen. Persönliches Service ist das Wichtigste. Gern möchten wir uns ausreichend Zeit für Sie nehmen und sind gleich für Sie da.“ Nach zwanzig Minuten gebe ich auf und drücke die eins. Denn: „Bei uns warten Sie nicht. Sollten Sie einen Rückruf wünschen, drücken Sie die eins.“ Ich kann es kaum glauben, als dieser Rückruf tatsächlich kommt. Die freundliche Frau staunt über mein langsames Internet und schickt mir für Montag einen Servicetechniker. Ich kann mir sogar den Slot zwischen zwölf und 13 Uhr aussuchen. Zum Abschied noch die Bitte der Telefon­beraterin: „Könnten Sie mich bitte mit einer neun oder zehn bewerten?“ Ich benote mit zehn und warte auf den Montag.

Der Montag kommt. Der ­Servicetechniker kommt nicht. Ich rufe bei der Serviceline an: „Schön, dass Sie anrufen. Ihr Serviceteam ist sofort für Sie da. Vielen Dank für Ihre Geduld.“ Ich drücke natürlich sofort die Rückruftaste. Eine freundliche Frau sagt mir, mein Service verzögere sich. Ich frage, wie lang er sich ver­zögert. Sie sagt: „Bis Mittwoch.“ Sie sagt: „Könnten Sie mich trotz des Ärgers bitte mit einer zehn benoten?“ Wir verabschieden uns sehr freundlich voneinander. Ich warte auf den Mittwoch. Der Mittwoch kommt. Der Servicetechniker kommt nicht. Ich rufe die Serviceline an. Ein freundlicher Mann sagt, dass ein Update gemacht wurde. Wir einigen uns schließlich darauf, dass ich auf den Besuch verzichte. Er sagt: „Und noch ganz wichtig. Mit der Bewertung benoten Sie nicht das Service, sondern das Gespräch mit mir. Bewerten Sie mich bitte mit einer zehn.“ Er tut mir leid. ­Er ist auch in der Hölle. Ich bewerte ihn mit einer zehn. 

("Die Presse Schaufenster" vom 11.02.2022)

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