Corona-Maßnahmen

"Nicht empfohlen": Gecko-Experten distanzieren sich von Masken-Lockerung an Schulen

Bald fällt die Maske auf dem Sitzplatz - für alle Schüler. Auf Basis der Expertise aus dem Gesundheitsministerium habe er grünes Licht für diese Lockerung bekommen, so der Bildungsminister am Montag. Handelt es sich dabei tatsächlich um eine politische Entscheidung?
Bald fällt die Maske auf dem Sitzplatz - für alle Schüler. Auf Basis der Expertise aus dem Gesundheitsministerium habe er grünes Licht für diese Lockerung bekommen, so der Bildungsminister am Montag. Handelt es sich dabei tatsächlich um eine politische Entscheidung? (c) Getty Images (Jon Cherry)
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Einen Tag, nachdem Bildungsminister Polaschek - unter Berufung auf Experten - das Ende der Maskenpflicht in den Schulen verkündet hat, distanzieren sich drei der Gecko-Mitglieder davon. Sie wollen diese Lockerung nicht empfohlen haben.

Am Montag hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) ein Ende der Maskenpflicht für alle Schüler am Sitzplatz verkündet. Für Volksschüler gilt diese Maßnahme bereits seit dem gestrigen Montag, 14. Februar, die Sekundarstufen ziehen ab kommendem Montag, 21. Februar, nach. Der Bildungsminister hatte sich dabei auf den „ständigen Austausch mit dem Gesundheitsministerium“ und die „Gesamteinschätzung“ der Experten des Corona-Beratergremiums Gecko berufen.

Die stehen aber nicht alle hinter dieser Maßnahme. So distanzieren sich nun führende Experten und Gecko-Mitglieder öffentlich von der verkündeten Lockerung. Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes, schrieb etwa auf Twitter: "Ich habe mich nicht dafür ausgesprochen, in den Klassen Masken wegzulassen. Masken sind gelinde, günstige und effektive Mittel, um Infektionen zu vermeiden. Daher empfehle ich, sie bis Ostern in Innenräumen zu verwenden“, schrieb er dort.

„Auf welcher Evidenz werden Volksschulen anders behandelt?"

„Ich auch nicht“, stimmte ihm Virologe Andreas Bergthaler zu. „Im Gegenteil, ich hatte nachgefragt, i) aufgrund welcher Evidenz VS anders behandelt werden, ii) welche Parameter & Schwellenwerte zur Einschätzung der Infektionslage herangezogen werden, und betont daß iii) strukturiertes Testen in den Schulen von hohem Wert ist.“

Auch Simulationsforscher Niki Popper will diese Empfehlung nicht mitgetragen haben. „Ich auch nicht“, stimmt er auf Twitter mit ein. Auch in puncto Testen teile er außerdem die Meinung von Virologe Bergthaler. „Richtig gemacht“ sei sie „in bestimmten Phasen“ eine gute Strategie.

Politische Entscheidung?

"Es gab einen Vorschlag zu Öffnungsschritten durch das Bildungsministerium an einzelne Experten aus Gecko, die Fragen zur Beurteilung ausgearbeitet haben“, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber Puls 24 vom Beratergremium Gecko. „Diese Fragen wurden dann auf Ebene der Fachministerien geklärt“. Ob dies eine „offizielle Empfehlung für eine Lockerung" sei, wurde dementiert: "Als offizielle Empfehlung von Gecko sind ausschließlich die in Form eines Executive Reports veröffentlichten Beurteilungen sowie die Aussagen der beiden Vorsitzenden der Kommission zu werten", hieß es.

Auf Nachfrage von Ö1 betonte das Bildungsministerium am Dienstag, man habe die Entscheidung, die Maskenpflicht zu lockern, „in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsressort“ getroffen. Und aus dem Büro von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) wiederum hieß es, man habe sich darüber innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. „Eine explizite Empfehlung der Expertinnen und Experten des Gesundheitsministeriums diesbezüglich liegt nicht vor“. Man habe „auf Basis der Expertise aus dem Gesundheitsministerium grünes Licht bekommen“, hatte der Bildungsminister am Montag zunächst behauptet. 

„Jetzt ist es also raus:Im #Mittagjournal wird seitens Bildungs-,& Gesundheitsministerium eingestanden, dass der Entscheidung zum Maskenverzicht in VS keine Expertise zugrunde liegt“, resümierte die Patientenanwältin der Stadt Wien, Sigrid Pilz, am Dienstag auf Twitter. „Man hat politisch entschieden und wird die Verantwortung für die Folgen politisch tragen müssen."

>>> Zum Beitrag im Ö1-"Mittagsjournal"

(Red. )

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