Morgenglosse

Die österreichische Bundeshymne, jetzt auch in martialisch

Zackig werden die Flaggen in Peking von den Soldaten zum Wehen gebracht - hier bei der Medaillenzeremonie für den Sieger der Alpinen Kombination, Johannes Strolz.
Zackig werden die Flaggen in Peking von den Soldaten zum Wehen gebracht - hier bei der Medaillenzeremonie für den Sieger der Alpinen Kombination, Johannes Strolz.REUTERS
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Kitschig-träge mit Happy End ist "Land der Berge..." eigentlich. Nicht so in China. Bei den Olympischen Spielen hat man der österreichischen Bundeshymne ein Tempo-Upgrade verpasst – und ihr etwas Entscheidendes genommen.

Es ist ja so, dass die Olympischen Spiele - sofern man sich auch nur ein wenig für Wintersport interessiert - eine schöne Gelegenheit sind, diverse Hymnen aus aller Welt in feierlichem Ambiente wieder einmal in den Gehörgang dringen zu lassen. Kraftvoll-feierleich, gar kriegerisch nehmen Franzosen ("Marseillaise") oder Italiener ("Fratelli d'Italia") ihre Goldmedaille entgegen. Melancholisch-symphonische Klänge umrahmen die Sieger aus Japan oder Norwegen. Die Wahl haben sie freilich nicht.

Auch die österreichischen Athleten haben sich das kitschig-träge "Land der Berge...“ nicht ausgesucht. Wobei man dem Internationalen Olympischen Komitee zugutehalten muss, dass die ausgewählte Version eine erstaunlich flotte ist. Es soll ja vorkommen, dass einem schon beim ersten, gerne von unten hinaufgeschleiften Bläserakkord ("Land"), dezent die Füße einschlafen. In Peking tönt die Hymne, deren Melodie Wolfgang Amadeus Mozart wohl nur zugeschrieben wird, fast schon in beschwingtem Walzertakt. Wobei die Version in China nicht nur ein Tempo-Upgrade erhalten hat. Ihr wurde auch die Terz im Schlussakkord genommen. Jener Akkordton, der das Tongeschlecht des Klanges bestimmt. Jener Ton, der darüber entscheidet, ob die Musik "etwas freudiger" (in Dur), etwas "trauriger" (in Moll) beim Zuhörer wirkt.

Ganz ohne „Happy End"

Ganz ohne Terz bleibt ein offen stehender, fast schon leerer Klang zurück. Doch die fehlende Terz nimmt der österreichischen Hymne auch den Pathos, die aufgesetzte Schmalzigkeit, das "Happy End". Der Schlussakkord ohne Terz gibt der Hymne einen ernsthaften, nachdenklicheren, fast schon kriegerischen Schubs.

Und für Freunde des Mitgrölens noch eine schlechte Nachricht: Bei Olympia entfällt auch das "tötö tö tö tö tö" in der eintaktigen Pause vor der Wiederholung der Textstelle "vielgerühmtes Österreich". Ob das jetzt der zuvor beschriebenen neuen Martialität der Hymne schadet oder sie unterstreicht, das bleibt Geschmackssache. Vielleicht geben uns die bisher so erfolgreichen österreichischen Athletinnen und Athleten ja noch eine Gelegenheit, noch einmal genau hinzuhören - heute zum Beispiel bei den Skicross-Herren (7.45 Uhr) und den Biathletinnen (8 Uhr) und Biathleten (10 Uhr).

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