Theater

"Die Realität ist brutal": Regisseurin Shira Szabady will aufrütteln

Regisseurin Shira Szabady
Regisseurin Shira Szabadybeigestellt
  • Drucken

Shira Szabady inszeniert Gerd Kührs Oper „Stallerhof“, ein Lehrstück über die Schattenseiten von Isolation.

Stallerhof“ ist keine leichte Kost: In dem Theaterstück von Franz Xaver Kroetz, das von Gerd Kühr als Oper vertont wurde, geht es um die Bauerntochter Beppi, die von ihren Eltern unterdrückt und vom Knecht Sepp vergewaltigt wird. Sie wird schwanger, und die isoliert lebende Bauernfamilie überlegt, wie sie mit dem Pro­blem umgehen soll. Abtreibung? Oder gleich die schwangere Tochter töten? Will man so etwas sehen? Soll man so etwas zeigen, jetzt in Zeiten der Pandemie, wo das Leben gerade eh kein Honigschlecken ist.

„Auf jeden Fall“, sagt Walter Kobéra, Intendant der Neuen Oper Wien und Dirigent der Produktion. „Die Frage ist: Was möchten wir im Theater erleben? Wir wollen nicht nur Unterhaltung bieten, sondern auch Reflexion auslösen. Wenn ein Zuschauer sagt: ,Ich bin nicht wie die!‘, ist es auch schon gut.“ Außerdem gehe es in dem Stück um Isolation, ein Thema, das gerade durch Corona an Aktualität gewonnen hat. „Die vier Leute vom Stallerhof sind ein eigener Mikrokosmos. Sie haben ihre Isolation selbst konstruiert, weil sie mit der Außenwelt nichts mehr zu tun haben möchten. Das sind Fragen, die auch heute aktuell sind, wenn man in die Nachrichten schaut. Ist man Teil der Gesellschaft oder hat man sich abgekapselt?“ Die Avantgarde-Oper des Kärntner Komponisten Gerd Kühr komme viel zu selten auf die Bühne, meint Kobéra. „Die Musik ist sehr klanglich, einnehmend und sehr fein gearbeitet“, so der Neue-Musik-Experte. Ein Kammerorchester bestehend aus 18  Musikern (mit teilweise ungewöhnlichen Orchester-instrumenten wie Hackbrett oder Bassetthorn) nimmt die Zuseher in die Stimmung der Oper mit. Oder konterkariert sie. „Gerade zum sehr brutalen Schluss gibt es eine liebliche, fast süßliche Musik“, verrät Kobéra.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.