55 Jahre, 40 Bände: Kritische Ausgabe zu Hofmannsthal abgeschlossen

Portrait de l ecrivain autrichien Hugo von Hofmannsthal 1874 1929 Photographie des annees 1920 AU
Portrait de l ecrivain autrichien Hugo von Hofmannsthal 1874 1929 Photographie des annees 1920 AU(c) imago/Leemage (imago stock&people)
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Eine Mammutaufgabe wird abgeschlossen: Am 22. Februar erscheint der letzte Band der Kritische Gesamtausgabe zu Hugo von Hofmannsthal. 55 Jahre nach Band eins.

Hugo von Hofmannsthal war ein produktiver Autor. Bereits als Schüler des Akademischen Gymnasiums veröffentlichte er Gedichte. Es folgten Prosatext, kulturpolitische Aufsätze und Reden, Libretti sowie Dramen - darunter den "Jedermann". Seine Werke sind ab 22. Februar in einer Kritischen Gesamtausgabe erhältlich, die eine verlegerische Mammutaufgabe für den S. Fischer Verlag war: 55 Jahre dauerte die Arbeit, zu der 32 Mitarbeiter beitrugen. Insgesamt umfasst die Ausgabe 28.500 Seiten in 40 Bänden.

Die Kritische Gesamtausgabe wurde seit 1967 im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt erarbeitet, wo ein Großteil des Nachlasses des österreichischen Dichters verwahrt wird. Die 40 Bände umfassen nicht nur alle von Hofmannsthal veröffentlichten oder hinterlassenen Werke, Fragmente und Notizen.

Der sogenannte kritische Apparat stellt ergänzend die Entstehungsgeschichte der Texte dar - zum Beispiel anhand von Briefen, Tagebüchern und anderen Aufzeichnungen. Dazu kommen diverse Erläuterungen und Hinweise - etwa auf Anspielungen und Parallelstellen im Werk Hofmannsthals.

"Vorfrühling" und der "Brief des Lord Chandos"

Als Sohn eines Bankdirektors wurde Hofmannsthal am 1. Februar 1874 in Wien geboren und wurde früh gefördert. Bereits als Schüler des Akademischen Gymnasiums trat er mit bemerkenswerten Dichtungen hervor und erhielt durch Gustav Schwarzkopf Zugang zu dem im Cafe Griensteidl verkehrenden Kreis der Autoren der Wiener Moderne. Nach der Matura studierte er an der Universität Wien zunächst von 1892 bis 1894 Jus, leistete bis 1895 ein Freiwilligenjahr beim Dragonerregiment in Brünn und Göding und studierte danach Romanistik. 1899 gab er die Unilaufbahn als Romanist zugunsten des Schriftstellerberufes auf.

Nach dem Erstling "Gestern" schrieb Hofmannsthal in den 1890ern Werke, die seinen frühen Ruhm begründeten: die Gedichte "Vorfrühling", "Ballade des äußeren Lebens" etwa und die kleinen lyrischen Dramen "Der Tod des Tizian", "Der Tor und der Tod", "Der weiße Fächer" oder "Der Kaiser und die Hexe". Einen Höhepunkt seiner frühen Schaffensperiode markierte 1902 der Prosatext "Ein Brief", bekannt auch als "Brief des Lord Chandos", in dem Hofmannsthal radikale Skepsis an der Sprache äußerte.

Mitinitiator der Slazburger Festspiele

In seinen späteren Werken standen vor allem Fragen der Ethik im Zentrum. Weiters bemühte er sich um die Erneuerung der antiken Tragödie - in Verbindung gebracht mit der Psychoanalyse. Er befasste sich aber auch mit dem mittelalterlichen Mysterienspiel, wodurch etwa seine "Jedermann"-Neufassung aus dem Jahr 1911 entstand. Eine lebenslange Freundschaft verband Hofmannsthal mit dem Komponisten Richard Strauss, für den er Opernlibretti verfasste (z.B. "Elektra", "Ariadne auf Naxos" und "Der Rosenkavalier").

Weiters schrieb Hofmannsthal zahlreiche kulturpolitische Aufsätze und Reden zu den Problemen der Zeit und zur Stellung des Dichters in der Gesellschaft. Auch als Initiator der Salzburger Festspiele (zusammen mit Max Reinhardt und Richard Strauss) wirkte er nachhaltig auf die Kulturgeschichte Österreichs. Hofmannsthal starb am 15. Juli 1929 in Rodaun bei Wien. Dort hatte er seit 1901, dem Jahr seiner Heirat mit Gertrud Schlesinger, als freier Schriftsteller gelebt, unterbrochen nur durch den Ersten Weltkrieg, in dem er zuerst kurz in Istrien, dann beim Kriegsfürsorgeamt in Wien stationiert war.

(APA/dpa)

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