Song der Woche

Nashville liegt jetzt in Neukölln

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Die Band Ja, Panik, 2005 in Wien gegründet, ist heute in Berlin daheim. Sie liebt Manifeste und Sprachsprünge zwischen Deutsch und Englisch ("The Angst and the Money").

Ja, Panik: »6:40 (Berlin Counterpoint)«. Die Landung in der einfachen Normalität nach all den komplizierten Kopf-Abenteuern: Bei Bob Dylan war es das Album "Nashville Skyline". Auch Dylans deutschsprachige Erben aus der Diskurspop-Fraktion kommen irgendwann zu so einem Punkt, bei Blumfeld war es z. B. der Kitsch von "Old Nobody". Jetzt also landen Ja, Panik im Feld der Normalität: "Berlin Counterpoint" heißt der Landeplatz, die Uhrzeit steht gleich davor. Die "übermütigen Tage", von denen Spechtl singt, sind offenbar vorbei, ein Freund, der ihn mit Andy und Andreas anspricht, rät in fast André-Heller'scher Manier zum sachten Umgang mit sich selbst, heilende Akkorde leiten durch die Zeilen, und da ist er schon, der Refrain: "Das Leben ist schön, es muss es fast sein." Und wenn nicht? "Wenn alles verschwindet, dann bleiben wir einfach da und rühren uns nicht." Die Musik hinterfragt die Idylle erst zart, schließlich scheppernd. Schön.

Auf einen Blick

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2022)

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