Streamingtipps

Diese Oscar-Kandidaten kann man streamen

Ein Feelgood-Film, ein toxischer Western, eine Weltuntergangssatire und viel Magie: Wer heuer bei den Oscars mitreden will, kann viele der nominierten Filme bequem von zu Hause aus sichten. Ein kleiner Überblick.

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CODA

3 Nominierungen: Bester Film,
Zu sehen auf Apple TV+

Grand-Jury-Preis und Zuschauerpreis beim Sundance Film Festival, nun eine Oscar-Nominierung als Bester Film: Für einen Feelgood-Film wirkt das auf den ersten Blick nach (zu) viel Lorbeer. Doch „CODA“ von Regisseurin Siân Heder ist vielschichtig. Er erzählt von der Jugendlichen Ruby (Emilia Jones), die als Kind gehörloser Eltern aufwächst und Sängerin werden will. In vielem hält sich „CODA“ an das französische Vorbild „Verstehen Sie die Béliers?“ (2014), hat aber entscheidende Änderungen vorgenommen: Ruby wächst nicht auf einem Bauernhof auf, sondern in einer Fischerfamilie. Sie ist mehr als Bindeglied zur hörenden Welt: Ohne ihre Hilfe darf ihr Vater seinem Beruf nicht nachgehen. Ihr älterer Bruder (Daniel Durant) will sich emanzipieren – und fordert mehr Eingenständigkeit von den Eltern.

„CODA“ (Akronym für „child of deaf adults“) erzählt von existenziellen Ängsten, Erwachsenwerden, vor allem aber von einer liebevollen Familie, die sich verändern muss, damit nicht ein Mitglied zurückstecken muss. Der Cast ist hervorragend mit der Entdeckung Jones, den gehörlosen Schauspielern Durant, Oscar-Preisträgerin Marlee Matlin und Troy Kotsur, der in der Rolle des Vaters zu Recht für einen Oscar nominiert ist. (her)

Power of the Dog

12 Nominierungen, u.a. Bester Film und Beste Regie
Zu sehen auf Netflix

Jane Campions Verfilmung des Romans von Thomas Savage bricht mit der für das Western-Genre typischen Verehrung rauer Männlichkeit. Der Grobian Phil (Oscar-Favorit Benedict Cumberbatch) verbirgt einen wesentlichen Teil seiner Identität. Sein Bruder George (nominiert: Jesse Plemons) blendet das toxische Gehabe rigoros aus. Dessen Frau Rose (nominiert: Kirsten Dunst) beginnt heimlich zu trinken. Ihr Papierblumen bastelnder Sohn (nominiert: Kodi Smit-McPhee) entwickelt ein zwiespältiges Verhältnis zu Phil. Wem das zu brutal und beklemmend klingt, dem sei empfohlen, sich spoilern zu lassen: Wer weiß, wie die Geschichte ausgeht, kann diesen auch visuell beeindruckenden Film richtig genießen.

>>> Zur Filmkritik: Western gegen Westernklischees

Frau im Dunkeln (The Lost Daughter)

3 Nominierungen, u.a. für Olivia Colman und Jessie Buckley
Zu sehen auf Netflix

Schauspielerin Maggie Gyllenhaal beeindruckte mit ihrem Regiedebüt, der Verfilmung eines frühen Romans von Elena Ferrante: Literaturwissenschaftlerin Leda (nominiert: Olivia Colman) urlaubt auf einer griechischen Insel, wo sie der jungen Mutter Nina (Dakota Johnson) hilft, ihre verlaufene Tochter wieder zu finden. Deren Lieblingspuppe steckt Leda heimlich ein. Warum nur? Und warum ist sie plötzlich so wankelmütig? Im Rückblenden bricht sich die Vergangenheit Bahn. Dort hadert die junge Leda (nominiert: Jessie Buckley) mit ihrer Identität. Ein im besten Sinne unberechenbares Drama über Selbstfindung im Alter: Toll!

>>> Zur Filmkritik: Am Strand mit Elena Ferrante

Don't Look Up

4 Nominierungen, u.a. als Bester Film
Zu sehen auf Netflix

Zwei Astronomen (Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence) mühen sich in dieser starbesetzten Satire daran ab, die Welt vor einem Killerkometen zu warnen. Regisseur Adam McKay geht es dabei nicht nur um Naheliegendes (die Anerkennung der Klimakrise, eine Abrechnung mit Corona-Verharmlosern). Vielmehr strebt er nach der totalen Satire und holt zum Rundumschlag gegen den Status quo der USA aus. Er teilt gegen alle aus, desavouiert linksliberalen Twitter-Aktivismus und rechtes Demagogentum. Der ganze aufgestaute Druck der vergangenen Jahre entlädt sich hier in zweieinhalb atemlosen Stunden.

>>> Zur Filmkritik: O, du fröhlicher Weltuntergang!

Encanto

3 Nominierungen, als Bester Animationsfilm und in Musik-Kategorien
Zu sehen auf Disney+

Tradition wird groß geschrieben in der bunten Familie Madrigal, und eine Matriarchin wacht darüber, dass alle Verwandten ihre kraft eines Wunders erhaltenen Zauberkräfte nutzen, um Gutes und Schönes zu schaffen. Aber dann scheint ihnen die Magie auszugehen. Das beglückende, von der kolumbianischen Kultur inspirierte Märchen „Encanto“ erzählt, ohne je schwerfällig zu werden, von der Angst vor Veränderung und den komplexen Gefühlen einer Familie, die einst aus ihrer Heimat vertrieben wurde. (kanu)

In der Animationsfilm-Kategorie tritt Disney damit vor allem gegen sich selbst an: Nominiert sind u. a. auch „Luca“ und „Raya und der letzte Drache“ (beide auf Disney+), neben dem großen Netflix-Spaß „The Mitchells vs. the Machines“.

Tick, Tick . . . Boom!

2 Nominierungen, für Andrew Garfield und den Schnitt
Zu sehen auf Netflix

Lin-Manuel Miranda, der für „Encanto“ einige Songs schrieb, gab hiermit sein Regiedebüt: Andrew Garfield (nominiert) spielt den fast 30-jährigen Musicalkomponisten Jonathan Larson in einer Lebens- und Schaffenskrise. (kanu)

Weitere Oscar-Kandidaten zum Streamen:

„Dune“ von Denis Villeneuve: 10 Nominierungen, u.a. als Bester Film und für Hans Zimmers Filmmusik. Zu sehen auf Sky.

„Macbeth“ von Joel Coen: 3 Nominierungen, u.a. für Denzel Washington. Zu sehen auf Apple TV+.

„Being the Ricardos“ von Aaron Sorkin. 3 Nominierungen für die Darsteller Nicole Kidman, Javier Bardem und J. K. Simmons. Zu sehen auf Amazon.

„Die Hand Gottes“ von Paolo Sorrentino. Nominiert für den Auslands-Oscar (für Italien). Zu sehen auf Netflix.

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