Wetterwarnung

Stromausfälle und Feuerwehreinsätze durch Sturm mit Orkanspitzen

Im Raum Schönau an der Triesting (NÖ) ist ein LKW in den Graben geweht worden.
Im Raum Schönau an der Triesting (NÖ) ist ein LKW in den Graben geweht worden.APA/CHRISTOPHER NEUMAYER
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In Österreich wurden heute teils Sturmspitzen von 160 km/h gemessen. Mehrere Fahrzeuge sind vom Wind erfasst worden und umgekippt. In Oberösterreich sind 20.000 Haushalte ohne Strom.

Verbreitet starker bis stürmischer Wind fegt am Donnerstag über Österreich. Im Norden und Osten des Landes sowie in den Niederungen ist bis in den Nachmittag hinein mit Böen von 80 bis 100 km/h zu rechnen, vereinzelt auch darüber, warnte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg). Auf vielen Bergen erreichte der Sturm Orkanstärke mit weit über 120 km/h. In Deutschland hat das Orkantief Ylenia bereits für immense Schäden gesorgt.

Für den Norden Salzburgs, das Burgenland, Ober- und Niederösterreich sowie Wien wurde eine Sturmwarnung ausgesprochen. In Niederösterreich waren bis zum Nachmittag 2200 Mitglieder von 190 Feuerwehren bei rund 220 Einsätzen beteiligt, teilte Franz Resperger vom Landeskommando mit. Auf der A2, der Südautobahn, ist ein LKW durch den Wind umgekippt. Die Richtungsfahrbahn Graz war anderthalb Stunden gesperrt, es bildete sich ein kilometerlanger Stau. Auf der A1, der Westautobahn, sind bei St. Valentin im Bezirk Amstetten mehrere Bäume auf die Fahrbahn gestürzt.

Nahe dem Bahnhof Gars am Kamp (Bezirk Horn) ist ein Triebwagen der Reihe 5047 mit einem Baum kollidiert. Das erste Drehgestell ist dadurch entgleist, teilte ÖBB-Sprecher Christopher Seif auf Anfrage mit. Die etwa 30 Fahrgäste seien unverletzt geblieben. Der Zug war in Richtung Horn unterwegs.Auch über den Raum Baden fegte das Sturmtief "Ylenia" hinweg. Bei Schönau a. d. Triesting wurde ein Sattelzug regelrecht von der Fahrbahn der B17 gedrückt. Die Bergung des Kfz erfolgte laut Bezirksfeuerwehrkommando mithilfe von zwei Seilwinden. Zu einem Sicherungseinsatz rückten die Helfer in Traiskirchen aus, nachdem sich Metallelemente vom Dach eines Wohngebäudes gelöst hatten.

Tausende Stromausfälle in Oberösterreich

In Oberösterreich hat der Sturm Donnerstagvormittag zu einer Reihe von Stromausfällen geführt. Verteilt über das Bundesland waren zwischen 15.000 und 20.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom, teilte ein Sprecher von Netz OÖ mit. Von 8 bis 13 Uhr waren laut Landesfeuerwehrkommando 197 Wehren mit 2700 Männern und Frauen zu 470 Einsätzen ausgerückt.

Umgestürzte Bäume oder abgeknickte Äste auf Freileitungen hatten zu den Stromausfällen geführt. So mussten Feuerwehren auch immer wieder Personen aus steckengeblieben Aufzügen befreien. In Sierning (Bezirk Steyr-Land) wurde ein Kleinlaster von einer Sturmböe erfasst und auf das Dach geschleudert. Der verletzte Fahrer wurde aus dem eingeklemmten Fahrzeug geborgen. In Ohlsdorf (Bezirk Gmunden) landete ein Lkw im Straßengraben, gab das Landesfeuerwehrkommando einen Zwischenstand.

Bahnverbindung im Mühlviertel eingeschränkt

Hauptsächlich seien die Einsatzkräfte aber damit beschäftigt gewesen, von herbabgefallenen Ästen oder umgestürzten Bäumen blockierte Straßen wieder befahrbar zu machen. Im Mühlviertel wurde wegen der Witterung der Zugverkehr zwischen Rottenegg und Aigen-Schlägl eingestellt. Wegen Unwetterschäden fuhr zwischen Summerau und Freistadt zu Mittag kein Zug mehr. Auch zwischen Wels und Grünau waren keine Bahnfahrten möglich. Auf allen Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Das Sturmtief "Ylenia" hat am Donnerstag auch im Bundesland Salzburg einige Schäden verursacht und für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Betroffen war vor allem der Flachgau, die Stadt Salzburg und der Tennengau. Seit 7 Uhr rückten 13 Feuerwehren aus, wie Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker erklärte. Es mussten vor allem umgestürzte Bäume beseitigt werden.

Parks in Salzburg Stadt gesperrt

Durch einzelne, heftige Windböen drohten immer wieder neue Bäume umzustürzen. Die Einsatzkräfte wurde deshalb auch zu Sicherungsmaßnahmen gerufen. Am Vormittag verzeichnete die Landeswarnzentrale noch weniger Alarmierungen, am Nachmittag hatten die Feuerwehren mehr zu tun. "Aktuell haben wir sechs Einsätze", sagte Trinker kurz vor 14 Uhr.

Gegen Mittag hat eine Windböe im Schlosspark von Hellbrunn in der Stadt Salzburg einen Baum umgeworfen. Vorsorglich ließ die Stadt den Schlosspark, die Hellbrunner Allee, alle städtische Friedhöfe und die Stadtberge für Besucherinnen und Besucher sperren. Wenn sich die Situation wieder beruhigt, wird die Sperre wieder aufgehoben, hieß es.

In Hallwang (Flachgau) knickte um 13.00 Uhr ein Strommast der Austria Power Grid (APG) um, der derzeit für die 380-kV-Salzburgleitung gebaut wird. Der Mast befindet sich in einem Waldstück. Laut APG kam bei dem Vorfall niemand zu Schaden. Der Bereich sei umgehend gesichert und abgesperrt worden. Die Untersuchungen zur genauen Unfallursache wurden laut APG eingeleitet.

Im Bundesland Salzburg wurden am Donnerstag Sturmspitzen um rund 100 km/h erwartet. Um 14 Uhr wurden am Sonnblick im Pinzgau auf 3114 Meter Seehöhe Windgeschwindigkeiten von 121 km/h gemessen, am Kolomansberg im Flachgau 118 km/h und auf der Loferer Alm im Pinzgau 98 km/h.

Forstbetrieben warnen vor Waldbesuchen

Auch in den übrigen Bundesländern hat es bereits vereinzelt Sturmeinsätze gegeben, jedoch könnten es bis zum Ende des Tages noch deutlich mehr werden. In Wien hat es etwa 100 Feuerwehreinsätze gegeben. Bis zum Abend rechne man überall noch mit kräftigen Sturmböen, sagt Feuerwehrsprecher Philipp Gutlederer.

Die Land- und Forstbetriebe warnten in einer Aussendung vor Waldbesuchen. "Gerade im Winter brechen Äste oder ganze Bäume besonders leicht unter dem Einfluss von Schnee, Sturm und Unwetter. Daher warnen wir bei entsprechenden Wettervorhersagen eindringlich vor Besuchen im Wald. Dabei geht es um den eigenen Schutz, aber auch um die Vermeidung von Rettungseinsätzen", sagte Felix Montecuccoli, Präsident der Land- und Forstbetriebe Österreich.

Und auch nach dem Unwetter ist erhöhte Vorsicht geboten, da abgebrochene Äste in den Baumkronen hängen und oft ohne Vorwarnung zu Boden stürzen können. Entstandene Schäden werden in den nächsten Tagen beseitigt. Dafür sind Sperren von Forststraßen und Wegen notwendig, die durch Schilder gekennzeichnet sind und die Waldbesucher unbedingt beachten sollen. "Diese Hinweise sind unbedingt einzuhalten, denn dort ist selbst für die ausgebildeten Forstarbeiter höchste Vorsicht notwendig. Wenn hier noch fremde Menschen dazukommen, besteht Lebensgefahr", warnte Montecuccoli.

Ende des Sturms erst in der Nacht auf Freitag

In der Nacht auf Freitag sollte der Sturm überall abklingen, berichtete die Zamg. Als Sturm-Spitzenwerte (Stand 16.00 Uhr) wurden 167 km/h am Feuerkogel (Oberösterreich), 145,8 km/h am Buchberg und 142,9 km/h in den Leiser Bergen (beide Niederösterreich) gemessen. Auf der Jubiläumswarte in Wien schaffte es die Windspitze immerhin auf 127,1 km/h. An einigen tiefer gelegenen Orten wie Enns (Oberösterreich, 120,2 km/h), Melk (Niederösterreich, 117,4 km/h) und in der Wiener Innenstadt (102,6 km/h) brachte es der Sturm auch auf bemerkenswerte Spitzen.

Außerdem bleibt der Donnerstag extrem mild, speziell in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland wurden stellenweise knapp 20 Grad erreicht. In Eisenstadt kletterte das Thermometer auf 19,9 Grad. Knapp dahinter folgten mit 19,8 Grad Wiener Neustadt und Mattersburg. In der Wiener Innenstadt hatte es 18,2 Grad. Temperatur-Rekorde für diesen Monat wurden allerdings nicht gebrochen. Die stammen mit 24,2 Grad vom 28. Februar 2019, gemessen in Güssing (Burgenland) und Deutschlandsberg (Steiermark).

Wechselhaft und warm, auch am Wochenende

Sehr wechselhaftes, windiges und mildes Wetter wird auch über das Wochenende zu erwarten sein. Neben sonnigen Abschnitten gibt es am Freitag immer wieder auch Phasen mit dichteren Wolken, vor allem im Norden und Nordosten. Diese bleiben aber die meiste Zeit harmlos, lediglich in der Früh können im Nordosten noch letzte Regenschauer niedergehen. Der Wind weht zunächst mäßig bis lebhaft aus westlichen Richtungen, tagsüber nur in einzelnen Föhntälern der Alpennordseite und am Alpenostrand teils recht lebhaft aus südlichen Richtungen. Die Frühtemperaturen liegen bei minus drei bis plus sieben Grad, die Tageshöchstwerte bei neun bis 17 Grad, mit den höchsten Werten im Rheintal.

Der Samstag startet im Ostalpenraum mit vielen dichten Wolken und Regen oder Schneefall entlang der Alpennordseite bei einer Schneefallgrenze zwischen 800 und 1200 Meter Seehöhe. Am Vormittag verlagert sich der Niederschlag in den Süden und von Norden her lockert die Bewölkung auf. Am Nachmittag ist es im Norden und Nordosten oft schon sonnig. Der Wind bläst tagsüber oft lebhaft aus West, nur im Süden und Südosten bleibt der Wind schwach. In der Früh zeigt das Thermometer null bis plus sieben Grad, am Tag maximal sechs bis elf Grad.

Graupelschauer am Sonntag erwartet

Unter dem Einfluss einer nordwestlichen Höhenströmung gestaltet sich das Wetter am Sonntag an der Alpennordseite verbreitet unbeständig und windig. Bei den Schauern, die durchziehen, sind neben Regen- auch ein paar Graupelschauer dabei. Gebietsweise ist es zwar stärker bewölkt, zwischendurch zeigt sich aber zeitweise die Sonne. Weitgehend trockenes Wetter mit mehr Sonne ist an der Alpensüdseite zu erwarten. Hier bleibt es oft schwach windig, während ansonsten der Wind aus westlichen Richtungen immer wieder kräftige Böen bringt (Frühtemperaturen: minus fünf bis plus vier Grad, Tageshöchsttemperaturen: sechs bis 13 Grad).

Am Montag quert in einer stürmischen Nordwestströmung eine Kaltfront Österreich während der ersten Tageshälfte, die Schneefallgrenze sinkt auf 800 bis 500 Meter ab. Am Nachmittag lockern die Wolken auf, in den Nordstaugebieten halten sie sich noch zäher. Verbreitet bläst lebhafter bis kräftiger Wind aus West bis Nordwest, im Süden bleibt er schwächer und lebt erst am Nachmittag etwas auf. Die Frühtemperaturen erreichen je nach Wind minus drei bis plus sechs Grad, am Tag hat es höchstens sieben bis 13 Grad. Auch am Dienstag bleibt das Wetter unbeständig, so die Zamg.

(APA/red.)

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