Lokalkritik

Testessen im Steirasia

Christine Pichler
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Steiermark mal Asien ist gleich Kürbiskernöl im Sushi: das Steirasia im Wiener Servitenviertel.

Die Vorbereitungsarbeiten im pittoresken Teil der Servitengasse dauerten – auch wegen der Lockdowns – schier ewig: Wo einst das Katholische Hochschülerinnenheim (strengstes Männerverbot!) und später zwei Italo-Lokale zu finden waren, ist das Steirasia eingezogen. Ewig war der chimärenartige Name mit dem Zusatz „coming soon“ auf der Tür zu lesen. ­
Einige zartbesaitete Vorbeispazierer und ­Anrainerinnen mit Fusionsküchenskepsis gaben sich im Vorhinein schon leicht verstört, wie es bei Kofferwörtern im kulinarischen Kontext eben der Fall sein kann. (Der unmittelbare Vorgänger des Steirasia trug übrigens den Namen Eatalia. Ihrer Eröffnung harren noch: Orientalimentari. Nahosteria. Trattorient. Zur Maghreblaus. Chinaturalien. Spielen Sie mit?)

Maki dürfen alles

Das Steirasia, ein ambitioniert gestaltetes Lokal mit Verkaufs­regalen, möchte also die Steiermark mit Asien verbinden. Wem jetzt sofort Maki Sushi mit Kren und Kürbiskernöl ein­fallen, der darf sich über hundert Punkte freuen. Die Kombination, ergänzt um Preiselbeeren, funktioniert geschmacklich. Wir schreiben schließlich das Jahr 2022 und sind daran gewöhnt, dass Krethi und Plethi unsere Maki bevölkern, außerdem ist es von Wasabi zu Kren nicht weit.
Kürbiskernöl verträgt sich bestens mit Zutaten wie rohem Thunfisch und Tofu; das zeigen nicht nur Mitbringselwünsche von Ex-Expats (Kürbiskernöl soll neben Mannerschnitten die gefragteste Gepäckergänzung der Route Österreich–Fernost sein), sondern auch Gerichte von Soyhi Kim (Kim kocht, Kim Chingu) und Simon Xie Hong (On, Chinabar an der Wien).

Christine Pichler

Das Steirasia – die Betreiber mit chinesischem Hintergrund kommen aus Graz – kann ruhig noch deutlich mutiger werden: Mit wenigen Ausnahmen wie dem empfehlenswerten Salat aus geräucherter Schweinszunge mit Sojasauce, Apfelbalsamessig und Kürbiskernöl ist die Paarung Steiermark und Asien eher ein Nebenei­nander. Auf der Speisekarte tummeln sich Dinge wie Hühnerfleisch-Gyoza, koreanischer Gurkensalat, Misosuppe und Chili-Beef, der steirische Anteil beschränkt sich im Prinzip auf Fleischherkunft und Weinauswahl: Mit Josef Scharl ist Chefin Tini Zhou befreundet, sein Kürbiskernöl steht im Regal, sein flaschenvergorener Souvignier gris (eine pilzwiderstandsfähige Sorte) wird auch offen ausgeschenkt.
Falls Ideen gefragt sind: Steirischer Bluttommerl und chinesischer Bluttofu wären auch verwandt . . .

Steirasia

Servitengasse 3, 1090 Wien, Tel.: +43/(0)1/346 38 75, Restaurant: Mo–Sa: 11–22 Uhr.

("Die Presse Schaufenster" vom 18.02.2022)

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