Orientalismusdebatte

Die Parfumbranche und ihre veralteten „Orient"-Fantasien

Die Debatte um die veraltete und strittige Bezeichnung der „orientalischen“ Düfte zeigt, wie schwer sich die Parfumbranche damit tut, auf der Höhe der Zeit zu agieren. Selbst riesige Konzerne wie L'Oréal, Guerlain oder Puig leisten sich den Luxus, nicht klar Position zu beziehen.

Andy Warhol tat es, wie er später in seinen Tagebüchern vermerkte, unendlich leid, die Party auf der im East Harbor von New York liegenden Peking versäumt zu haben: 1978 schmiss Yves Saint Laurent zur Lancierung seines Parfums „Opium“ in den USA nämlich eine der legendärsten Feiern des Jahrhunderts auf dem Schiff. Aus heutiger Perspektive fallen auf den Partybildern der High Society (exklusive Warhol) vor allem jene Outfits negativ auf, bei denen sich Gäste in abstruse fernöstlich angehauchte Kostüme gehüllt hatten. Irgendwo zwischen Faschingstreiben und völlig inkorrektem, aber damals wohl noch irgendwie akzeptablem „Yellow Facing“ sind diese Fantasiegewänder angesiedelt.

Doch die US-Lancierung des Dufts wurde auch von einem echten Skandal begleitet: Chinesisch-amerikanische Interessensvertretungen kritisierten, dass das Parfum eine Droge verherrliche, die in China für erhebliche Suchtprobleme und wirtschaftliche Abhängigkeit von Lieferanten in den USA oder dem Vereinigten Königreich gesorgt habe  – man denke auch an die Opiumkriege Mitte des 19.  Jahrhunderts. Der Aufschrei verhallte, „Opium“ wurde zum Kassenschlager, einem der präsentesten Düfte der Achtzigerjahre und existiert, als Lizenz von L’Oréal, auch heute noch in unzähligen Varianten.

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